Welche Rolle spielen Vitamine in einer Depression?

Mitunter wird vermutet, dass depressive Symptome auch mit einem Vitaminmangel zusammenhängen könnten.  Vor allem wird dies bei Vitamin D und Vitamin B-12 vermutet. Es ist allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen, dass hier eine Ursächlichkeit vorliegt.

Welche Rolle spielen Vitamine in einer Depression?

Einleitung

Vitamine sind für viele Körperfunktionen unerlässlich.
Ein Vitaminmangel kann schwere Mangelzustände auslösen die sich an verschiedenen Organsystem manifestieren können.
Betroffen sein können beispielsweise die Augen, die Haut oder das Nervensystem.

Die Depression ist eine sehr häufige Erkrankung, die nach wie vor Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien ist. Gerade die Ursachen der Depression sind Gegenstand vieler Forschungen.
Bezüglich der Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von Depressionen hingegen sind in den letzten Jahrzehnten viele Fortschritte gelungen.

Welchen Einfluss hat ein Vitaminmangel auf eine Depression?

Vitamine sind Verbindungen, die der Körper zum Überleben benötigt, die er jedoch nicht selbst herstellen kann.
Der menschliche Körper ist also auf eine Zufuhr dieser Vitamine von außen angewiesen.

Kommt es nun entweder zu einer nicht ausreichenden Aufnahme durch die Nahrung oder zu einem erhöhten Bedarf, beispielsweise während Schwangerschaft und Stillzeit, kann es zu einem Vitaminmangel kommen.

Es kann nicht pauschal beantwortet werden, welchen Einfluss ein Vitaminmangel auf eine Depression hat.

Doch warum wird dann mitunter angenommen, dass Vitaminmangelzustände zu Erkrankungen wie Depressionen führen können?
Dies rührt daher, dass Vitamine vom Körper für eine Vielzahl an lebenswichtigen Stoffwechselprozessen benötigt werden. Ein Mangel führt also dazu, dass der Körper bestimmten Aufgaben nicht mehr ausreichend nachgehen kann, weil die Vitamine fehlen, die für diese Aufgaben unabdingbar sind.

Da es viele verschiedene Vitamine gibt ist die Frage zunächst, welche Vitamine Einfluss auf psychische Erkrankungen wie die Depression nehmen können und welche nicht.
Es gibt jedoch zwei Vitamine, bei denen besonders darüber diskutiert wird, ob es einen Zusammenhang gibt. Diese beiden Vitamine sind: 

Hierauf wird in den folgenden Abschnitten noch genauer eingegangen.

Obwohl Vitamine eine wichtige Funktion für den menschlichen Körper innehaben muss man insgesamt sagen, dass nach bisherigem Forschungsstand kein sicherer Zusammenhang zwischen Vitaminmangelzuständen und Depressionen besteht.

Einfluss von Vitamin D bei einer Depression

Vitamin D und die Winterdepression sind zwei Dinge, die sich gegenseitig beeinflussen können.

Eine Winterdepression entsteht – wie der Name bereits sagt – insbesondere in den Wintermonaten. Sie wird auch als saisonale Depression bezeichnet. Ihr vermehrtes Auftreten in den Wintermonaten hängt mit dem deutlich weniger vorhandenen Tageslicht im Winter zusammen. Manche Menschen reagieren sehr stark auf diesen Lichtmangel und können eine Depression entwickeln.

Diese Depression zeigt ähnliche Symptome wie die nicht-saisonale Depression:

  • Antriebslosigkeit,
  • niedergedrückte Stimmung, 
  • fehlendes Interesse
  • und Freudlosigkeit.

Im Gegensatz zur nicht-saisonalen Depression beklagen die Betroffenen häufig eine Appetitsteigerung mit Heißhungerattacken und Gewichtszunahme.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Symptome von Depressionen

Vitamin D ist eines der wenigen Vitamine, das vom Körper selbst hergestellt werden kann. Was der Körper aber braucht, um Vitamin D synthetisieren zu können ist Sonnenlicht.

Fehlt Sonnenlicht, so kann es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. Gerade bei älteren Menschen die nicht mehr regelmäßig an die frische Luft und in die Sonne kommen, kommt es häufiger zu einem solchen Mangel.

Die wichtigsten Symptome eines Vitamin D-Mangels sind:

  • Erhöhte Knochenbrüchigkeit
    Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel.
    Ein Mangel an Vitamin D kann also zu Osteoporose und brüchigen Knochen mit Spontanfrakturen (Der Knochen bricht ohne adäquates Trauma) führen.
  • Rachitis
    Bei Kindern kann ein Mangel an Vitamin D3 zum Krankheitsbild der Rachitis führen bei der sich die Knochen stark verformen.

Doch was für ein Zusammenhang besteht nun zwischen Vitamin D und Depressionen?
Eigentlich nur einer, nämlich die Gemeinsamkeit, dass sowohl ein Vitamin-D-Mangel als auch eine saisonale Depression durch einen Mangel an Tageslicht entstehen.

Es gibt zwar bereits einige Studien die erforschen, ob die regelmäßige Einnahme von Vitamin D bei Patienten die an einer Depression leiden zu  einer Besserung der Symptomatik führt. Bisher sind allerdings noch keine eindeutigen Ergebnisse gefunden worden.
Insofern gibt es bisher auch noch keine Empfehlungen bezüglich der Einnahme von Vitamin D3 Präparaten bei Depressionen. Die immer fortschreitende Forschung wird jedoch hierzu in den nächsten Jahren sicherlich Antworten liefern.

Generell ist in den Wintermonaten besonders älteren Menschen eine Vitamin D-Einnahme zu empfehlen. Dies sollte allerdings immer mit dem Hausarzt abgesprochen werden.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Vitamin D-Mangel

Welche Dosis Vitamin D wird empfohlen?

Generell gilt, dass gesunde Menschen die einem normalen Alltag nachgehen und ausreichend an der frischen Luft sind, kein Vitamin D als Kapsel oder Tablette einnehmen müssen.

Ausnahmen hiervon sind Säuglinge und viele ältere Menschen.
Vitamin D kommt in eher selten konsumierten Nahrungsmitteln wie Lebertran in größeren Mengen vor. Doch auch in Eiern sowie Milch und Milchprodukten ist Vitamin D enthalten. Doch da Vitamin D vom Körper selbst hergestellt werden kann sofern genug Sonnenlichteinstrahlung erfolgt, ist die Aufnahme mit der Nahrung zweitrangig.

Der tägliche Bedarf an Vitamin D beträgt etwa 20 µg. Bei älteren Menschen beträgt die empfohlene Dosis zur Einnahme von Vitamin D Präparaten täglich zwischen 800 und 2000 IE als Kapsel / Tablette. Zusätzlich sollten ältere Menschen auch Calcium einnehmen sofern die täglich empfohlene Zufuhr nicht erreicht werden kann.

Welchen Einfluss hat Vitamin B-12 bei einer Depression?

Vitamin B 12 wird auch Cobalamin genannt. Es kommt vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Milch und Eiern vor.

Da die menschliche Leber Vitamin B 12 über einen längeren Zeitraum speichern kann, wird ein Mangel oft erst nach längerer Zeit bemerkt.

Am anfälligsten für einen Mangel an Vitamin B 12 sind Veganer und Vegetarier. Aber auch ältere Menschen haben häufiger einen Vitamin B12-Mangel, da die Aufnahme (Resorption) in die Blutbahn nicht mehr so gut funktioniert.
Auch bestimmte Medikamente können dazu führen, dass weniger Vitamin B 12 vom Körper aufgenommen wird.

Den Spiegel von Vitamin B 12 kann man im Blut bestimmen und somit herausfinden, ob ein Mangel vorliegt oder nicht.
Wie auch bei Vitamin D gibt es bezüglich des Zusammenhangs zwischen einem Vitamin B 12 Mangel und Depressionen bisher keine sichere einheitliche Meinung.

Einige (wenige) Studien liefern jedoch Hinweise darauf, dass bei Patienten mit Depressionen häufiger als in der gesunden Bevölkerung ein Vitamin B 12-Mangel nachweisbar ist. Außerdem hat eine Studie gezeigt, dass bei Patienten die nur schlecht auf eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva ansprachen, eine Substitution mit Vitamin B 12 zu besseren Ergebnissen der antidepressiven Therapie bereits nach kurzer Zeit führte.
Da diese Studien allerdings nur sehr wenige Patienten betrachteten, kann hieraus keine allgemeingültige Aussage gezogen werden. 

Es gibt daher bisher keine Empfehlungen für die Einnahme von Vitamin B 12-Präparaten während einer depressiven Episode. Es kann jedoch nicht schaden, bei Diagnose einer Depression den Spiegel von Vitamin B 12 bestimmen zu lassen. Zeigt sich hier ein Mangel so sollte eine Substitutionstherapie eingeleitet werden.

Welche Dosis Vitamin B-12 wird empfohlen?

Die täglich empfohlene Zufuhr von Vitamin B 12 beträgt 3 µg. Schwangere haben einen erhöhten Bedarf und sollte daher täglich 3,5-4 µg zu sich nehmen.

In den Kapsel-Präparaten, die rezeptfrei in Apotheke oder Drogerie zu erstehen sind, sind Dosen zwischen 10 und 1000 µg enthalten, also deutlich höhere Dosen.
Es ist bisher jedoch nicht bekannt, dass eine Überdosierung Nebenwirkungen mit sich bringt.

Neben den Tabletten kann Vitamin B-12 auch parenteral (also über eine Vene) oder intramuskulär (wie bei einer Impfung) verabreicht werden. Diese Injektionen werden in der Regel vom Hausarzt vorgenommen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Vitamin B12-Präparate

Kann man auch einen Vitamin B Komplex zur Substitution nehmen?

Wenn es um eine Substitution von Vitamin B 12 geht, kann man theoretisch auch einen Vitamin B Komplex einnehmen.

Bei den meisten Vitaminen ist es jedoch nicht notwendig sie zu substituieren, sodass es sinnvoller ist, ein Präparat zu erstehen, das speziell ein Vitamin ersetzt (zum Beispiel Vitamin B 12). Dies gilt natürlich nur, sofern nicht noch andere Vitaminmangelzustände vorliegen.
Nichtsdestotrotz gibt es in den meisten Drogerien zahlreiche (größtenteils unnötige) Vitamin-Komplex-Präparate zu kaufen.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Vitamin B Komplex

Wie schnell wirken Vitamine bei einer Depression?

Da die Wirksamkeit von Vitaminen zur Behandlung einer Depression nicht belegt ist, kann auch keine generelle Aussage dazu gemacht werden, wie schnell Vitamine im Rahmen einer Depression eine Wirkung entfalten.

Bei anderen Erkrankungen die durch Vitaminmangelzustände hervorgerufen worden sind gilt, dass die Symptome in der Regel bereits wenige Tage nach der ersten Vitamineinnahme abnehmen.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema "Welche Rolle spielen Vitamine bei einer Depression?" finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.09.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021