Interkulturelle Erziehung

Eine interkulturelle Erziehung bedeutet eine Erziehungsform, die zwei oder mehrere Kulturen beinhaltet.

Interkulturelle Erziehung

Definition

Das Wort interkulturell bei dem Begriff interkulturelle Erziehung setzt sich aus dem lateinischen "inter", zu deutsch "zwischen", und "Kultur" zusammen. Dies bedeutet, dass eine Erziehung zwischen zwei oder mehreren Kulturen stattfindet. Die Kultur äußert sich in Sprache, Bräuchen, Sitten, Festen, Moralvorstellungen, Religion, Musik, Medizin, Kleidung, Nahrung etc.

In der interkulturellen Erziehung wird sich mit verschiedenen Kulturen auseinandergesetzt, entsprechend werden die aufgezählten Aspekte beleuchtet und untersucht. Dabei wird die andere Kultur auf Augenhöhe und mit Wertschätzung betrachtet. Dies soll das Verständnis für andere Kulturen und so ein friedvolles Miteinander fördern.

Es wird den Menschen durch die interkulturelle Erziehung ermöglicht, dass sie das Verhalten von Menschen, die einer anderen Kultur zugehörig sind, verstehen und begreifen können, obwohl es sich vom eigenen Handeln differenziert. Dies gelingt durch die Auseinandersetzung mit den anderen Kulturen. Fremde Kulturen werden so aus der Ecke des Unbekannten und Beängstigenden herausgeholt.

Es kann und soll in der interkulturellen Erziehung ein Austausch zwischen den Kulturen stattfinden und die Scheu vor der Heterogenität in der Gesellschaft abgebaut werden. Die Menschen sollen sich respektvoll, wertschätzend und tolerant begegnen, sodass ein gleichberechtigtes Miteinander entsteht. Dabei ist erwünscht, dass das Zusammenleben verschiedener Kulturen über die gegenseitige Akzeptanz und des „Nebeneinanderherlebens“ hinaus zu einer Gemeinsamkeit führt.

Darüber hinaus wird in dieser Erziehung sogar das Ziel verfolgt, dass nicht nur ein Dialog zwischen den Kulturen stattfindet, sondern sich auch eine Offenheit einer anderen Kultur gegenüber entwickelt, die einem die Bereitschaft schenkt von der anderen Kultur etwas zu lernen oder in das eigenen Leben zu integrieren.

Dabei gilt es nicht nur die Gemeinsamkeiten von den verschiedenen Kulturen zu entdecken und zu leben, sondern sich auch zu trauen auf die Unterschiede oder Gegensätze zu schauen und diese als Bereicherung und Erweiterung des eigenen Horizontes zu sehen.

All dies verfolgt das Ziel, dass eine Gesellschaft, die sich aus ganz verschiedenen Kulturen zusammensetzt in Frieden und Zufriedenheit miteinander leben kann.

Wie läuft Interkulturelle Erziehung im Kindergarten ab?

Ein Kindergarten, der viel Wert auf eine interkulturelle Erziehung der Kinder legt, bemüht sich um entsprechende Materialien und um eine dazu dienende räumliche Ausstattung. Es sollen durch die Einrichtung den Kinder unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion Anregungen zum Nachdenken gegeben werden und die Offenheit anderer Kulturen gegenüber symbolisiert wird.

Bei Bildern, Büchern, Spielzeug usw. können unterschiedliche Kulturen und Religionen vertreten sein. Es kann zum Beispiel ein Mal eine Geschichte eines Asiaten und das nächste Mal eine Geschichte eines Afrikaners vorgelesen werden. Des Weiteren muss bei einer interkulturellen Erziehung den Kindern in der KITA klar werden, dass alle Kinder, egal welcher Herkunft, Religion oder Kultur, gleichermaßen willkommen sind.

Dies bedeutet auch, dass alle Kinder im Kontakt miteinander stehen, sich Offenheit, Toleranz und Wertschätzung entgegenbringen. Dem entsprechend werden in den Kindergartengruppen Kinder mit unterschiedlichen Herkünften gemischt in eine Gruppe eingeteilt. Es soll jedem Kind die Möglichkeit gegeben werden seine kulturell bedingten Besonderheiten in einem gewissen Rahmen leben zu dürfen.

Dazu gehört  das Anziehen bestimmter Kleidung oder religiös bedingte Speisevorschriften. Deshalb muss das Bildungsangebot es den Kindern ermöglichen Wissen über andere Kulturen, deren Religion, Sitten und Bräuche zu lernen, damit das gemeinsame Miteinander gelingt und damit die Kinder das Verhalten von Kinder mit einem anderen kulturellen Hintergrund verstehen können.

Dies gelingt, wenn die Erzieher den Kindern deutlich zeigen, dass sie immer für Fragen zu diesen Themen offen sind und sie gerne miteinander beantworten. Des Weiteren können besonders Erfahrungen von Kindern und deren Familie im Blick auf (religiöse) Feste in der Gruppen thematisiert werden. Außerdem können Erzieher Ausflüge in Museen machen, die Wissen über verschiedene Kulturen vermitteln.

Darüber hinaus können auch die Eltern einen Teil der interkulturellen Erziehung leisten. Sie können zum Beispiel Vorträge in der Gruppe über bestimmte kulturelle Gepflogenheiten halten. Dabei ist wichtig, dass die Eltern in die interkulturelle Erziehung eingebunden und über sie informiert sind. Schon bei der Anmeldung des Kindes in den Kindergarten sollten Fragen, die sich auf die unterschiedlichen Kulturen beziehen geklärt werden und offen erzählt werden inwiefern die Kinder unterschiedliche Entfaltungsmöglichkeiten besitzen.

Des Weiteren ist es wichtig, dass auch die Eltern eine tolerante, wohlwollende und respektvolle Grundeinstellung den anderen Kulturen gegenüber mitbringen, sodass die Werte die im Kindergarten vermittelt werden zu Hause auf keinen Gegenwind stoßen. In vielen Kindergärten mit einem hohen Interesse an der interkulturellen Erziehung gibt es für die Elternbildung Angebote, in Form von Elternabenden oder besonderen Veranstaltungen, die Wissen über andere Kulturen vermitteln sollen.

Das nächste Thema könnte für Sie ebenfalls von Interesse sein: Tagesmutter

Wie läuft Interkulturelle Erziehung in der Schule ab?

Bei der interkulturellen Erziehung in der Schule geht es darum, dass alle Schüler eine gleiche Teilhabe besitzen, unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund, und ihnen das Erreichen eines  möglichst hohen Bildungsabschluss ermöglicht wird. Alle Schüler, egal welcher Herkunft, sollen ihre Potenziale gleichermaßen ausleben können, um so Grundlagen für ein erfolgreiches Berufsleben erwerben zu können.

Dabei muss die Schule für eine interkulturelle Erziehung frei von Diskriminierung sein und die verschiedenen Schüler sollen sich Wertschätzung entgegenbringen. Die Schule muss sich dabei als ein Lernort für jeden Schüler sehen und dabei eine interkulturelle Dialogkultur pflegen, sodass sich alle Schüler in der Schulgemeinschaft zugehörig fühlen. Im Unterricht kann zur interkulturellen Erziehung die Betrachtung des Unterrichtsgegenstandes aus Sicht von Mehrheiten und Minderheiten gefördert werden.

Dies ermöglicht den Schülern ein Perspektivenwechsel. Darüber hinaus können Projekttage zu interkulturellen Themen angeboten werden. Die Schule sollte die sprachliche Vielfalt durch unterschiedliche Nationen in Betracht ziehen und im besten Falle mehrsprachige Schüler fördern. Es kann ebenfalls die Mehrsprachigkeit der Schüler in den Räumen und der Öffentlichkeitsarbeit abgebildet werden. Des Weiteren können von Seiten der Schule interkulturell-interreligiöse Kooperationen mit Institutionen oder auch Schulen aus anderen Ländern stattfinden.

Wie geht man mit religiösen Unterschieden um?

In Schulen oder Kindergärten, die viel Wert auf eine interreligiöse Pädagogik legen, sind die Kinder, Eltern und Pädagogen herausgefordert einen Weg zu finden, der den Kindern Nahrung für ihre Gedanken gibt, ohne dasa die Grenzen des Religionsrespektes überschritten werden. Dies bedeutet, dass die Bedürfnisse der Kinder, die durch die religiöse Definition des Elternhauses entstehen, geachtet und respektiert werden.

Gleichzeitig sollen sie aber auch lernen Verständnis für andere Religionen aufzubringen. Dies wird auch vom Elternhaus gefordert, da dieses ebenfalls das Gedankengut des Kindes prägen. Demnach sollen die Kinder von den Eltern ebenfalls den Respekt vor anderen Religionen erlernen und immer wieder auf die verbindenden Themen der Weltreligionen schauen, wie zum Beispiel Achtung vor der Schöpfung, Achtung vor dem Nächsten, Achtung vor den Eltern und den Vorfahren etc.

Im besten Falle wird das Bildungsangebot der Einrichtungen, wie KITA oder Schule, so gestaltet, dass es den Kindern ermöglicht Wissen über die anderen Religionen zu erwerben. Dies zielt darauf ab, dass die Kinder das Verhalten von Kindern mit einem anderen Religionshintergrund verstehen und einordnen können. Sie sollen dadurch ebenfalls eine Haltung und Einstellungen entwickeln, die von Offenheit, Toleranz und Respekt geprägt ist, sodass sie in der Lage sind mit Kindern anderer Religionen zu kommunizieren. In den Schulen kann dazu der Religionsunterricht oder auch der Ethikunterricht dienen.

Der nächste Artikel könnte für Sie ebenfalls interessant seinErziehungsbeistandschaft

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.11.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021