Was ist der Unterschied zwischen einer Schizophrenie und einer Psycho

Was ist der Unterschied zwischen einer Schizophrenie und einer Psycho?

Definition

Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die schwer einzugrenzen ist, da sie sich sehr unterschiedlich präsentieren kann. Es gibt typische Symptome, wie beispielsweise Paranoia und Wahngedanken, aber auch das emotionale Erleben kann stark beeinflusst werden. Eine Schizophrenie ist daher prinzipiell eine Störung der Reizwahrnehmung und -verarbeitung, die zu einer Beeinträchtigung der Realitätswahrnehmung führt. In der Regel ist den Erkrankten dabei nicht bewusst, dass ihre gelebte Realität nicht der Wirklichkeit entspricht.

Als Psychose bezeichnet man einen speziellen Symptom-Komplex, bei dem es unter anderem zu einer veränderten Realitäts- und Selbstwahrnehmung kommt, wie es auch bei einer Schizophrenie der Fall sein kann. Typischerweise handelt es sich dabei um Halluzinationen, Wahngedanken, Ich-Störungen, gesteigerte Unruhe, Konzentrationsprobleme und dergleichen. Dabei spielt die Ursache dieser Veränderungen keine Rolle, lediglich das Erscheinungsbild wird als Psychose bezeichnet. Die Psychose kann demnach als Überbegriff für verschiedene Erkrankungen verstanden werden, die allesamt ähnliche Symptome hervorrufen.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Psychose.

Was ist der Unterschied?

Die Definitionen von Schizophrenie und Psychose sind oft recht vage, da sich diese Erkrankungen eben nicht genau eingrenzen lassen. Die Begriffe voneinander zu trennen ist daher besonders schwierig, weil sie sich häufig überschneiden. So hat eine Schizophrenie z.B. psychotische Anteile, nämlich in Form der typischen Symptome der verzerrten Realitätswahrnehmung wie Wahngedanken, Halluzinationen, Eingebungen und so weiter. Eine Schizophrenie als reine Psychose zu bezeichnen ist aber trotzdem nicht ganz richtig, da die eigentlich gravierenden Symptome, die der emotionalen Störung sind, wie sie bei typischen Psychosen nicht vorkommen.

Bei einer Schizophrenie treten nämlich nicht nur die sogenannten Plussymptome auf, die denen einer Psychose ähneln, sondern auch die sogenannten Minussymptome, die die eigentliche Beeinträchtigung der Patienten darstellen. Plussymptome heißen deshalb so, da sie zum normalen Denken und Erleben dazu kommen, wie es bei Halluzinationen, Wahngedanken und ähnlichem der Fall ist. Welche Art von Plussymptomen auftreten, ist abhängig von der Form und Ausprägung der Schizophrenie. Es gibt den typischen paranoiden Wahn oder das Hören von Stimmen, wie es in der Gesellschaft unter dem Begriff der Schizophrenie bekannt ist. Es gibt aber noch viele andere, weniger typische Erscheinungsformen.

Minussymptome hingegen kommen bei jeder Art der Schizophrenie vor, wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie werden als solche bezeichnet, weil sie einen Verlust kognitiver und emotionaler Fähigkeiten bedeuten, die sich nicht wie die Plussymptome irgendwann wieder zurückbilden. Schizophrenie-Patienten erleiden dadurch unabhängig von ihren psychotischen Schüben eine dauerhafte Einschränkung ihrer Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit sowie eine sogenannte Affektverflachung, also eine Verminderung ihrer emotionalen Schwingungs- und Verarbeitungsfähigkeiten. Das macht den normalen Umgang und die Kommunikation mit den Betroffenen unheimlich schwierig. Sie verhalten sich ihrer Umwelt gegenüber gleichgültig und entfremden sich immer mehr von ihren Angehörigen.
Die Folge ist eine komplette soziale Isolation und den Verlust ihres Anschlusses an die Gesellschaft. Die Patienten leben irgendwann in ihrer ganz eigenen Welt, aus der man sie nicht mehr so leicht herausholen kann. Eine Teilnahme am Berufsleben ist in diesem Stadium ebenfalls nicht mehr möglich.

Unglücklicherweise spricht diese Minussymptomatik kaum auf Medikamente an und ist somit schwer in den Griff zu bekommen. Psychosen weisen im Vergleich zur Schizophrenie diese Veränderungen nicht auf und können in der Regel mit den gängigen Antipsychotika gut kontrolliert werden. Die Schizophrenie hat also psychotische Anteile, geht aber weit über eine reine Psychose hinaus.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Schizophrenie.

Wo gibt es Gemeinsamkeiten?

So sehr sich das Vollbild einer Schizophrenie in Ursache, Verlauf und Begleitsymptomen von Psychosen abgrenzt, so gibt es gerade bei den oben beschriebenen Plussymptomen einige Überschneidungen.

Wahn-Ideen, Ich-Störungen, Realitätsverlust, Halluzinationen, psychische wie motorische Unruhe und dergleichen kommen bei vielen Formen der Schizophrenie, aber auch bei Psychosen vor. Diese produktive Symptomatik kann also bei beiden Erkrankungen gleich sein. Die Begriffe werden daher häufig synonym verwendet, wenn es um die Beschreibung der Symptome geht. Man spricht beispielsweise von einem psychotischen Schub einer Schizophrenie oder einer schizophrenen Psychose, wenn ein Patient diese Symptome aufweist.

Viele sind der Auffassung, Psychosen wären der Überbegriff für sämtliche Erkrankungen mit derlei Symptomen - die Schizophrenie sei daher eine Unterform der Psychose. Das mag für Schizophrenie-Formen zutreffen, bei der die Negativsymptomatik schwach ausgebildet ist. Es gibt jedoch auch Schizophrenie-Arten, bei der kaum psychotische Symptome auftreten und fast nur Beeinträchtigungen des Affekts beobachtet werden. Schizophrenie und Psychose gleichzusetzen ist daher in einigen Fällen zutreffend, in anderen nicht. Zur genauen Abgrenzung sind die Ausprägungen dieser Erkrankungen schlicht und ergreifend zu variabel.

Lesen Sie auch den Artikel: Die Symptome einer Schizophrenie.

Was ist eine schizophrene Psychose?

Leidet jemand unter einer Psychose, die typische Schizophrenie-Symptome zeigt, aber aus verschiedenen Gründen keine Schizophrenie sein kann, spricht man von einer schizophrenen Psychose. Das ist der Fall, wenn die Psychose beispielsweise eine klare Ursache hat, z.B. eine Intoxikation mit Drogen, eine Erkrankung des Gehirns, eine Elektrolytentgleisung oder ähnliches. Denn die eigentliche Schizophrenie hat definitionsgemäß keine klar benennbare Ursache, sondern ist Folge verschiedener Faktoren der Genetik und der Umwelt.

Darüber hinaus ist die Schizophrenie eine chronische, in Schüben verlaufende Erkrankung mit unterschiedlich starker Ausprägung von Minussymptomen. Erlebt ein Patient nur eine einzige Episode ohne jegliche Minussymptome, ist die Diagnose einer Schizophrenie übertrieben und man spricht lediglich von einer einmaligen schizophrenen Psychose. Selbst bei diagnostizierten Schizophrenien fällt ab und zu dieser Begriff, wenn die Schizophrenie untypisch ist und nicht genauer eingeordnet werden kann. Es herrscht somit nicht nur im Volksmund, sondern auch unter Medizinern ein uneinheitlicher Gebrauch der Begriffe, da es schwierig ist psychischen Erkrankungen genau zu definieren. Zudem ist vieles, was diese Störungen betrifft, nach wie vor unklar.

Welche Konsequenzen hat es für die Behandlung?

Prinzipiell gibt es zwei Ansätze zur Behandlung jeder Erkrankung: Die Beseitigung der Ursache und die Linderung von Symptomen. Wenn möglich, ist eine ursächliche Therapie der symptomatischen vorzuziehen. Schizophrenien haben keine klare Ursache und können folglich nicht ursächlich behandelt werden. Mit Antipsychotika lassen sich lediglich die Plussymptome in den Griff bekommen, eine Heilung ist dadurch aber nicht möglich.

Psychosen können ebenfalls symptomatisch mit Antipsychotika behandelt werden, doch lassen sich einige ursächlich beseitigen, wenn der Auslöser bekannt und behandelbar ist. So kann beispielsweise eine Elektrolytverschiebung behoben werden, um die daraus resultierende Psychose in ihrer Ursache zu therapieren. Andere Psychosen, wie z.B. die im Rahmen einer Demenz, haben zwar eine klare Ursache, können aber trotzdem nur symptomatisch angegangen werden, da eine Demenz nicht heilbar ist. Somit werden viele Psychosen genau wie eine Schizophrenie behandelt, um die Symptome zu mildern. Andere Psychosen können jedoch auch ursächlich geheilt werden, wenn der Auslöser bekannt und die Beseitigung möglich ist.

Erfahren Sie hier mehr über die Therapie einer Schizophrenie.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Psychiatrie finden Sie unter: Psychiatrie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.11.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021