Diagnose der Hochbegabung

Ob ein Kind hochbegabt ist oder nicht, kann nicht pauschal, schnell und einfach beantwortet werden. Eine Hochbegabung kann aus vielerlei Gründen unentdeckt bleiben, darüber hinaus ist aber auch nicht jede außergewöhnliche Leistung gleich ein Zeichen für Hochbegabung. Konsequenterweise hat dies zur Folge, dass das Ergebnis eines Intelligenztestes alleine noch kein Zeichen für eine Hochbegabung ist. Unserer Auffassung nach gestaltet sich eine Hochbegabtendiagnostik viel umfangreicher und sollte verschiedene Aspekte, wie beispielsweise die gezielte Beobachtung und Deutung des kindlichen Verhaltens, sowie die Berücksichtigung der äußeren Faktoren, eventuell spezifisch erbrachte Leistunen und eine Intelligenzdiagnostik mittels standardisierter Verfahren umfassen und gegebenenfalls auch eine differentialdiagnostische Abgrenzung zurückgreifen.

Diagnose der Hochbegabung

Synonyme im weiteren Sinne

Hochbegabung, Begabung, hohe Begabung, besondere Begabung, Genie, Sonderbegabung, hohe Intelligenz, hochintelligent, hochbegabt, Hochleistung, Intelligenz, Intelligenztest

engl.: highly gifted, highly talented, endowment, giftedness.

Definition

Beim Definieren dessen, was Hochbegabung ist, beschränkt man sich sehr häufig alleine auf die Messung der Intelligenz. Hochbegabung ist allerdings mehr als ein Intelligenztest, der verspricht, die Intelligenz mittels eines Intelligenzquotienten zu ermitteln.
Weder Begabung noch Hochbegabung ist mit Leistung, bzw. Hochleistung gleichzusetzen. Das liegt darin begründet, dass Leistung auf verschiedenen Komponenten beruht und durch viele Aspekte, bzw. Begleiterscheinungen beeinflusst wird. Durch diese Beeinflussungen kann eine Hochbegabung durchaus unentdeckt bleiben.

Förderung der Hochbegabung

Um eine bestehende Hochbegabung zu födern sind Konzentrationsspiele besonders anzuraten.
Hierfür haben wir in Kombination mit einem Spielehersteller eine Spiel entwickelt, was spielerisch eine Hochbegabung fördern kann.

Durch die Kombination aus Konzentration und Spielen lassen sich verschiedene Ziel sehr gut erreichen.

Besonders auf die hochwertige Qualität und Verarbeitung legen wir bei diesem Spiel wert.

Häufigkeit

Bezogen auf die Messung des Intelligenzquotienten mit entsprechenden Testverfahren, sind etwa 2 % der untersuchten Personen einer Vergleichsgruppe (= gleicher Test, gleiches Alter) im Bereich des IQs 130 und höher zu finden. Die 2 % beziehen sich auf die untersuchten Personen und nicht auf die Gesamtbevölkerung.
Grob geschätzt und statistisch gesehen geht man davon aus, dass etwa in jeder 2. Schulklasse der Grundschule ein hochbegabtes Kind vorzufinden ist.
Die Geschlechterverteilung im Bereich der Hochbegabung ist gleich. Mädchen sind genauso häufig hochbegabt wie Jungen.

Allgemeine Informationen

Ob ein Kind hochbegabt ist oder nicht, kann nicht pauschal, schnell und einfach beantwortet werden. Eine Hochbegabung kann aus vielerlei Gründen unentdeckt bleiben, darüber hinaus ist aber auch nicht jede außergewöhnliche Leistung gleich ein Zeichen für Hochbegabung.
Konsequenterweise hat dies zur Folge, dass das Ergebnis eines Intelligenztestes alleine noch kein Zeichen für eine Hochbegabung ist.
Unserer Auffassung nach gestaltet sich eine Hochbegabtendiagnostik viel diffiziler und sollte folgende Aspekte enthalten:

  1. Die Beobachtung und Deutung des kindlichen Verhaltens
  2. Die Berücksichtigung der äußeren Faktoren (= Umweltfaktoren)
  3. spezifisch erbrachte Leistunen
  4. Intelligenzdiagnostik mittels standardisierter Verfahren
  5. gegebenenfalls auch eine differentialdiagnostische Abgrenzung

Berücksichtigung äußerer Faktoren

Eine Diagnostik gehört in die Hände eines erfahrenen Psychologen, einer erfahrenen Psychologin. In Anbetracht des Erkenntnisstandes wird im Rahmen einer solchen Erhebung neben der eigentlichen Bestimmung des Intelligenzquotienten auch eine Befragung der Eltern und Lehrkräfte zur Abgrenzung und Einschätzung der Umweltfaktoren und der nicht - kognitiven Persönlichkeitsmerkmale stattfinden.

Auf eine Befragung der Klassenkameraden (= peergroup) wird hingegen verzichtet. Da es bereits Erwachsenen schwer fällt, solche Einschätzungen unabhängig von schulischen Noten zu treffen, zeigen sich insbesondere Kinder im Grundschulalter sehr unkritisch. Erhebungen konnten zeigen, dass die Sympathie aber auch die bereits erbrachten schulischen Leistungen (sofern bekannt) die Begabungseinschätzung in besonderer Weise beeinflussen.

Gutachten, die auf die Beurteilung einer Hochbegabung abzielen enthalten in der Regel neben den naheliegenden Informationen (Datum, Angaben zum Intelligenztest, Anamnese, Anlass der Untersuchung) vor allen Dingen auch Aussagen über das Verhalten des Kindes während der Testsituation und die eigentlichen Untersuchungsergebnisse. Gutachten schließen in der Regel mit der Stellungnahme des Psychologen hinsichtlich der Beurteilung der Begabung. Diese Stellungnahmen können zusätzlich Informationen aus der Befragung von Eltern und LehrerInnen enthalten. Diese Befragungen (siehe oben) können in besonderer Weise nützlich sein, da beide Gruppen das Kind bereits über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet haben und es in verschiedenen Situationen kennen lernen konnten.

Oft bleiben Hochbegabungen bis ins Erwachsenenalter unerkannt, lesen Sie mehr darüber unter "Hochbegabung beim Erwachsenen".

Beobachtung des Verhaltens

Die Beobachtung und Deutung des kindlichen Verhaltens kann erste Hinweise für das eventuelle Vorhandensein einer Hochbegabung liefern. Auf unserer Unterseite Merkmale der Hochbegabung gehen wir spezifisch darauf ein. Dort finden Sie auch eine Liste typischer Verhaltensweisen und weitere Hinweise.

Das Beobachten und Deuten kindlicher Verhaltensweisen birgt immer die Gefahr der Subjektivität. Vieles tritt dadurch zu positiv oder aber auch zu negativ in Erscheinung. Aus diesem Grund kann eine Intelligenzdiagnostik nur auf den Beobachtungen aufbauen. In erster Linie wird das kindliche Verhalten von den Eltern, bzw. den Erzieherinnen und Erziehern, bzw. Lehrerinnen und Lehrern beurteilt und eingeschätzt. Im Rahmen der Intelligenzdiagnostik durch einen erfahrenen Kinder- und Jugendpsychologen erhält die Beobachtung eine weitere Aussagekraft.
Neben der Beobachtung des Kindes in der Testsituation (Umgang mit Stressfaktoren, Reagieren auf fremde Personen / fremde Situationen, ...) werden im Rahmen der Diagnostik auch die äußeren Einflussfaktoren durch Gespräche mit den Eltern, bzw. den Erzieherinnen und Erziehern oder Lehrerinnen und Lehrern analysiert und gedeutet (siehe oben).

Spezifisch erbrachte Leistungen

Unter spezifisch erbrachten Leistungen versteht man Wettbewerbe, die in besonderer Weise die Kreativität und die Zielstrebigkeit eines Kindes / Jugendlichen wiederspiegeln.
Es gibt eine Vielzahl an Wettbewerben für Schüler und Jugendliche, die unterschiedliche Interessen berücksichtigen und die Leistungsfähigkeit eines Kindes / Jugendlichen verdeutlichen können.
Bekannt sind beispielsweise Wettbewerbe an denen Schülerinnen und Schüler über die jeweilige Schule angemeldet werden können::

  • “Schüler experimentieren”
  • “Jugend forscht”
  • “Jugend musiziert”
  • diverse andere Schülerwettbewerbe mit naturwissenschaftlicher(Biologie, Chemie, Mathematik, Physik), bzw. musikalisch - ästhetischer Ausrichtung
  • ...

Im Zeitalter eines zusammenwachsenden Europas nehmen auch die Wettbewerbe zu, die auf politische Bildung, bzw. Fremdsprachen abzielen.

Intelligenzdiagnostik

Welcher Test zur Messung der Intelligenz hinzugezogen wird, ist unterschiedlich. Da der Intelligenzquotient als solches kein allgemein gültiges Maß ist, sondern nur den augenblicklichen Stand der Intelligenz bezogen auf ein bestimmtes Testverfahren wiedergibt, muss in einem solchen Gutachten vermerkt werden, welche Verfahren verwendet wurden.

Da es sehr viele unterschiedliche Verfahren zur Bestimmung des Intelligenzquotienten und somit zur Messung von Intelligenz und dem individuellen Entwicklungsstand gibt, soll an dieser Stelle nur exemplarisch auf einige Testverfahren eingegangen werden. Dies ist zum einen aufgrund der recht häufigen Verwendung der HAWIK (Hamburger Wechsler Intelligenztest für Kinder), der CFT (Culture Fair Intelligence Test) und die Münchner Hochbegabungsbatterie, die in besonderer Weise die verschiedenen Aspekte entsprechend des Begabungsmodelles nach Heller und Hany (siehe oben) zu berücksichtigen versucht.

Der HAWIK testet über verschiedene Untertests, wie beispielsweise: Bildergänzungen, Allgemeinwissen, rechnerisches Denken usw. die praktische, verbale und allgemeine Intelligenz.

Der CFT misst die individuelle Fähigkeit eines Kindes zur Erkennung von Regeln und zur Identifikation bestimmter Merkmale. Er misst darüber hinaus, in welchem Maße das Kind zur nonverbalen Problemerfassung und -lösung fähig ist. Insgesamt besteht der Test aus fünf verschiedenen Untertests.

Ein Testverfahren, welches bereits eine Lehrerbefragung in Form einer Checkliste enthält, ist die Münchner Hochbegbungsbatterie von Heller und Perleth, die derzeit noch in der Entwicklung steckt.
Ausgehend vom Münchner Begabungsmodell werden die einzelnen Aspekte, welche die Ausbildung besonderer Begabungen mit bedingen, in die Untersuchung integriert. So geht es neben den allgemeinen Aspekten, die sich auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes beziehen auch um die Frage der sozialen Kompetenz, der Motivation, der eigenen Interessen und um das herrschende Schul- und Familienklima.
Dieses Testverfahren wird zunächst in zwei verschiedenen Auflagen erhältlich sein: als MHBT für die Grundschule und als MHBT für die Sekundarstufe.

Differentialdiagnostische Abgrenzung

Um die Hochbegabung weder zu verkennen noch zu überfördern, ist eine möglichst genaue Diagnose unerlässlich. Beide Extreme können dem Kind schaden und seine intellektuelle Entwicklung gefährden.
Die Erstellung einer Differentialdiagnose hat zur Folge, dass verschiedene Auffälligkeiten hinsichtlich ihrer Ursache hin untersucht werden.
Im Hinblick auf die Hochbegabung bedeutet dies, dass man von den Begleiterscheinungen ausgeht und nach möglichen Ursachen für diese Begleiterscheinungen sucht. In der Tabelle oben sind verschiedene Symptome der Hochbegabung benannt worden.
Entsprechend der Symptome versucht man nun, die möglichen Ursachen herauszufinden.

Auffällige Verhaltensweisen

Desinteresse:

  • aufgrund von Langeweile
  • aufgrund ständiger Unterforderung
  • aufgrund von Ignoranz

Sich in sich selbst zurückziehen:

  • aufgrund von Langeweile
  • aufgrund von ständiger Unterforderung
  • aufgrund von Ignoranz
  • aufgrund des Gefühls, anders zu sein und dadurch nicht akzeptiert zu werden.
  • aufgrund unterschiedlicher Interessen, evtl. Interesse für Dinge, die ältere Kinder / Erwachsene interessieren

Außenseiterdasein (innere Einkehr, Klassenclown spielen, Streber, Besserwisser...):

  • weil es selbst merkt, dass es anders ist.
  • weil andere Kinder merken, dass es anders ist.
  • Interesse für Dinge, für die sich Gleichaltrige nicht interessieren.
  • Bevorzugung geistiger anstelle von körperlicher Tätigkeit
  • aufgrund von Langeweile
  • aufgrund ständiger Unterforderung

Schwache Leistungen:

  • aufgrund von Langeweile
  • aufgrund ständiger Unterforderung
  • aufgrund von Ignoranz
  • aufgrund innerer Unzufriedenheit (Gefühl des Andersseins, des Nicht-akzeptiert-Seins, ...)
  • aufgrund andersartiger Lösungsmechanismen

Unzufriedenheit:

  • weil es selbst merkt, dass es anders ist.
  • weil andere Kinder merken, dass es anders ist.
  • aufgrund ständiger Unterforderung
  • aufgrund schwacher Leistungen und des Gefühls, eigentlich besser sein zu können

Perfektionismus:

  • aufgrund des Stellens hoher Anforderungen an sich selbst und an die Umwelt

Auch hoch begabte Kinder und Jugendliche können Probleme damit haben, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein. Innere Unruhe und Unkonzentriertheit sind oftmals die Folge, doch nicht immer ist dies ein Zeichen von Unterforderung.
Auch das zeitgleiche Auftreten von Hochbegabung und ADS, bzw. Hochbegabung und ADHS ist möglich.
Nicht unüblich ist auch, dass ein hochbegabtes Kind in einem bestimmten schulischen Teilbereich Probleme aufweist. Das zeitgleiche Auftreten einer Hochbegabung in Verbindung mit einer Teilleistungsschwäche, wie beispielsweise Legasthenie oder Dyskalkulie ist daher ebenso denkbar.

Darüber hinaus kann es - je nach Symptomen notwendig werden folgende Syndrome abzugrenzen:

Asperger - Syndrom
Hierbei handelt es sich um ein Syndrom, das sich in der Regel im Schulalter - insbesondere bei Jungen - entwickelt und sich in Form von schweren Kontaktstörungen äußert.
Das Syndrom ist auf Hans Asperger, einen Pädagogen aus Wien zurückzuführen, der im Umgang mit Kindern in Einzelfällen von der Norm abweichendes Verhalten feststellte. Zu den Symptomen des Asperger - Syndromes gehören beispielsweise eine sehr “erwachsene”, teilweise “altklug” erscheinende Ausdrucksfähigkeit, motorische Defizite und eine von der Norm abweichende Gestik und Mimik. Kindern mit einem Asperger - Syndrom fällt es beispielsweise auch nicht leicht, mit anderen Personen Blickkontakt zu halten. Differentialdiagnostisch abzugrenzen ist das Asperger - Syndrom von der Hochbegabung häufig auch deshalb weil Kinder mit einem Asperger - Syndrom frühkindlich durch eine intellektuelle Frühreife auffallen können.

Borderline - Syndrom
Das Borderline - Syndrom umschreibt eine psychische Störung mit sich abwechselnden neurotischen und psychotischen Symptomen. Stimmungsschwankungen, instabile Beziehungen zu anderen Personen und zu sich selbst gehören genauso zum Erscheinungsbild wie die Sehnsucht nach einer zwischenmenschlichen Beziehung in Kombination mit Angst vor eben dieser uvm.

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Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 21.05.2007 - Letzte Änderung: 02.03.2022