Es gibt eine große Variabilität an Verhaltensauffälligkeiten mit vielen verschiedenen Erscheinungsbilder. Die Ursachen hierfür sind ebenso vielfältig; teilweise lassen sich physische oder psychische Erkrankungen als Auslöser feststellen, andere sind genetisch bedingt und für wieder andere lassen sich gar keine Gründe finden.
Verhaltensauffälligkeiten sind extrem variabel und nur ein Überbegriff für eine große Zahl unterschiedlicher Erscheinungsbilder. Die Ursachen sind dabei genauso vielfältig wie die Auffälligkeiten selbst.
Bei manchen lassen sich physische oder psychische Erkrankungen als Auslöser feststellen, andere sind genetisch bedingt und für wieder andere lassen sich gar keine Gründe finden. Man geht davon aus, dass Verhaltensauffälligkeiten ihren Ursprung im Zusammenspiel vieler verursachender Faktoren haben, die sich allerdings schwer als solche beweisen lassen.
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Die meisten Kinder müssen sich im Kindergarten das erste Mal in ein anderes System einfügen als in die eigene Familie. Viele kommen damit gut zurecht, lernen schnell die Vorteile des Kindergartens kennen, wie z.B. Gemeinschaftsspiele, Tobemöglichkeiten oder besondere Bastelmaterialen und gewöhnen sich schnell an die dort herrschenden Regeln und Gegebenheiten.
Andere Kinder fühlen sich aus ihrem sicheren familiären Kontext gerissen und empfinden den Kindergarten als potenziell bedrohlichen Ort, da sie für mehrere Stunden von ihren Eltern getrennt sind. Falls sie es nicht innerhalb weniger Wochen lernen, sich daran zu gewöhnen, ohne ihre Eltern Zeit zu verbringen, ist es möglich, das die Kinder unter Verlustängsten leiden.
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Einige Kinder können nicht damit umgehen, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen teilen zu müssen. Davon können vor allem Kinder betroffen sein, die als Einzelkind besonders viel Zuwendung erhalten, oder Kinder, die mit der Anzahl an Menschen und einströmenden Reizen des Kindergartens überfordert sind. Diese Kinder verhalten sich daher oft verängstigt, quängelig, unruhig oder sogar aggressiv. Zuhause sind diese Verhaltensweisen meist weniger ausgeprägt, sodass die Eltern nicht immer nachvollziehen können, was die Erzieher ihnen berichten. Natürlich gibt es auch Verhaltensauffälligkeiten, die nicht nur im Kindergarten, sondern beispielsweise jeder sozial anspruchsvollen Situation auftreten. Diese haben ihre Ursache jedoch in der Regel woanders.
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In der Schule wird unter dem Begriff Verhaltensauffälligkeit vornehmlich störendes Verhalten verstanden, also die Kinder, die sogenannte hyperkinetische Auffälligkeiten zeigen und laut und unangemessenen den Unterricht behindern. Oft treten zusätzlich Lernschwierigkeiten auf. Auch antisoziale Störungen und Angststörungen zählen zu den Verhaltensauffälligkeiten, sind aber weniger offensichtlich.
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Mit Eintritt ins Schulalter muss sich das Kind in die neue Rolle als Schüler einfinden und wird mit hohen Erwartungen und Anforderungen konfrontiert. Mehr noch als im Kindergarten muss es sich in der Schule konzentrieren und Leistungen erbringen. Für manche Kinder ist dieser Druck zu viel und sie wehren sich mit typisch kindischem Verhalten, um gegen die schulischen Anforderungen zu rebellieren, oder mit sozialem Rückzug, um der neuen Situation zu entgehen. Nicht selten fangen Lehrer an, das Kind entweder als „Störenfried“ oder „graue Maus“ zu stigmatisieren. Andere Kinder steigen mit ein und stacheln störende Schüler weiter an und grenzen ängstliche Kinder weiter aus. Diesen Kreis zu durchbrechen und dem Kind die Freude am Lernen näher zu bringen, erfordert viel Zeit, Geduld und Geschick von Seiten der Lehrer, die gerade bei großen Klassen mehr als überfordert sind.
In der Pubertät kommen auf die Jugendlichen erneut Probleme zu, sie müssen sich in die Welt der Erwachsenen einfinden und erleben einen neuen Rollenkonflikt. Ängste und Selbstzweifel sind dabei ganz normal. Das hyperkinetisch-störende, kindische Verhalten ist daher im Jugendalter weit weniger häufig als psychische oder emotionale Probleme. Viele leiden unter einem enormen psychischen Druck, der sich in auffälligem Verhalten widerspiegeln kann. So leiden immerhin 6% aller Jugendlichen zumindest zeitweise unter Depressionen und Suizide sind in dieser Altersgruppe die zweithäufigste Todesursache. Die genauen Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten beim Jugendlichen sind oft schwer ausfindig zu machen, da es sich bei den meisten um ein Zusammenspiel familiärer, sozialer und anderer Faktoren handelt, die den jungen Menschen belasten. Wirklich auffällig werden sie meistens erst dann, wenn ihre unterschwelligen Ängste und Selbstzweifel in Aggressionen gegen ihre Mitmenschen umschlagen. Oft fehlt den jungen Menschen einfach die Orientierung, der Leistungsdruck ist zu hoch und die Zukunft wirkt unsicher und bedrohlich. Auffälliges Verhalten ist daher eine logische Folge dieses Konflikts.
Dass genetische Faktoren eine Rolle bei der Ausprägung von Verhaltensstörungen spielen, ist nicht bewiesen, aber sehr wahrscheinlich. Viele Familien berichten, dass z.B. der Vater eines auffälligen Kindes ebenso ein „Störenfried“ in der Schule war und sein Vater vor ihm. Andere sprechen von einem gewissen „Temperament“, das in der Familie vererbt wird. Verlässliche Studien hierzu gibt es noch nicht.
Außer den Genen könnte auch die Erziehung diese familiären Häufungen (mit-)begründen. Wenn man allerdings Kinder vergleicht, die aus ähnlichen Umfeldern kommen und ähnlich aufgezogen wurden, bilden manche Verhaltensauffälligkeiten aus, andere nicht. Dies spräche wieder für einen genetischen Einfluss. Genauso gibt es aber auch innerhalb von Familien verhaltensauffällige und -unauffällige Kinder, was für einen Umweltfaktor als Auslöser spricht. Die Wahrheit liegt wohl dazwischen und muss noch weiter untersucht werden.
Erzieherische und pädagogische Maßnahmen sind die wirkungsvollsten Behandlungsmethoden bei Verhaltensauffälligkeiten. Das heißt im Umkehrschluss, dass die falsche Erziehung auslösend oder zumindest modulierend für die Störungen sein könnte. In der Tat ist bei Vernachlässigung und Gewalt eindeutig, woher die Kinder ihre Probleme haben. Die meisten Eltern verhaltensauffälliger Kinder sind jedoch liebevoll und besorgt um den „Störenfried“, liefern also keinen Grund für die Annahme einer schlechten Erziehung.
Trotzdem können unbewusste Versäumnisse, wie beispielsweise mangelnde Struktur und Kommunikation, Verhaltensauffälligkeiten begünstigen. Die Kinder fühlen sich vernachlässigt und haben keine Orientierung, wenn es keine Regeln gibt oder diese nicht konsequent eingehalten werden. Ängste und Unsicherheiten können in Aggressionen umschlagen und die elterliche Geduld überstrapazieren. Weil viele andere Kinder diese besondere Kombination aus Strenge und Verständnis nicht benötigen, sind sich die Eltern meist dessen nicht bewusst. Zeigen sie sich aber kooperativ und nehmen an Elterntrainings teil, lassen sich diese Strategien in der Erziehung umsetzen und zeigen besonders bei jüngeren Kindern enorme Wirkung.
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