Plexus choroideus

Als Plexus choroideus bezeichnet man Ansammlungen von ineinander verschlungenen Blutgefäßen. Sowohl Venen als auch Arterien sind an der Bildung des Plexus beteiligt.

Plexus choroideus

Was ist der Plexus choroideus?

Als Plexus choroideus bezeichnet man Ansammlungen von ineinander verschlungenen Blugefäßen. Sowohl Venen (laufen zum Herzen hin) als auch Arterien (laufen vom Herzen weg) sind an der Bildung des Plexus beteiligt.
Sie alle befinden sich in Hohlräumen im Inneren des Gehirns (Hirnventrikel), die mit Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) gefüllt sind. Die Funktion des Plexus choroideus besteht darin, den Liquor zu bilden und an die Ventrikel abzugeben.

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Anatomie des Plexus choroideus

Der Plexus choroideus setzt sich aus zwei Schichten zusammen. Die innere Schicht (Lamina propria) besteht aus einer spezialisierten Form der weichen Hirnhaut (Pia mater). In ihr finden sich reich verzweigte, kleinste Blutgefäße (Kapillaren). Die Kapillaren stellen den Übergang zwischen Venen und Arterien dar. Die äußere Schicht (Lamina epithelialis) besteht aus ebenfalls spezialisierten Stützzellen des Nervengewebes. Diese besondere Art von Zellen bezeichnet man als Ependymzellen. Sie filtern das Blut aus der inneren Schicht und stellen so die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) her.
Es gibt mehrere Plexus choroideus. Sie liegen in liquorgefüllten Hohlräumen im Inneren des Gehirns (Hirnventrikel). Man unterscheidet 4 Hirnventrikel. Die ersten beiden (Seitenventrikel) liegen nebeneinander, jeweils eines in einer Gehirnhälfte. Der dritte und der vierte Ventrikel liegen untereinander unter den Seitenventrikeln. An den vierten Ventrikel schließt sich der Rückenmarkskanal (Canalis centralis) an. Die Hohlräume sind untereinander durch Löcher und kleine Gänge verbunden.                           
Der Plexus choroideus findet sich in den Seitenventrikeln vor Allem innen an der Unterseite. Im dritten und vierten Ventrikel ist er eher an der Oberseite lokalisiert. Eine Besonderheit besteht beim vierten Ventrikel: an dessen Seiten findet man kleine Löcher (Apertura lateralis, Foramen Luschkae). Durch diese Löcher tritt ein Teil des Plexus choroideus nach außen. Diese Struktur bezeichnet man aufgrund ihrer Form als Bochdalecksches Blumenkörbchen.

Informieren Sie sich mehr über das Thema: Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit)

Funktion des Plexus choroideus

Die Aufgabe des Plexus choroideus besteht darin, die Gehrin-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) zu bilden. Pro Tag produziert er etwa 500 ml Liquor. Damit erneuert der Plexus choroideus den gesamten Liquor des Gehirns mehrmals täglich. Der Liquor ist für das Gehirn überlebenswichtig. In ihm liegt das Gehirn, als würde es in Wasser schweben. Dadurch wird es vor Stößen geschützt. Außerdem reduziert sich durch den Auftrieb des Liquors das Gewicht des Gehirns. Auch dadurch werden Verletzungen durch Druckeinwirkung vermieden.
Eine weitere wichtige Funktion des Liquors ist die Entsorgung von Abfallprodukten der Nervenzellen des Gehirns. Beim Stoffwechsel der Nervenzellen fallen Stoffe an, die diese nicht mehr weiter nutzen können. Sie werden an den Liquor abgegeben. Dieser transportiert sie mit seiner Flussrichtung ins lymphatische System. Der Plexus choroideus sorgt dafür, dass genug Liquor vorhanden ist um diese Aufgaben zu erfüllen.
Er stellt den Liquor her, indem er das Blut aus den Kapillaren seiner ineren Schicht filtriert. Die Flüssigkeit des Blutes (das Blutplasma) wird dabei von den festen Bestandteilen des Blutes (den Blutzellen) getrennt. In die so gewonnene Flüssigkeit geben die Ependymzellen des Plexus choroideus noch weitere Stoffe ab, z.B. Natrium, Magnesium, Chlorid, Glucose und Vitamine. Dies führt zu einer erhöhten Konzentration dieser Stoffe im Liquor und dient der optimalen Versorgung der Nervenzellen.

Erkrankungen des Plexus choroideus

Zysten

Als Plexus-choroideus-Zysten bezeichnet man eine Zyste im Gewebe des Plexus chroideus. Bei Zysten handelt es sich um abgeschlossene, neu gebildete Hohlräume in einem Organ. Im Plexus choroideus findet man sie fast nur bei ungeborenen Kindern. Sie können einzeln auftreten oder sich an mehreren Stellen befinden. In der Regel sind sie nur wenige Milimeter groß.
In den allermeisten Fällen verursachen die Zysten keine Probleme. Sie kommen bei 1-2:100 Kindern relativ häufig vor. Im Laufe der Schwangerschaft (bis zur 28. SSW) bilden sie sich meist von alleine zurück. Meistens fallen die Plexus-choroideus-Zysten im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Schwangeren und des Kindes auf. Ein solcher Befund kann zu großer Verunsicherung und Sorge führen.
Plexus-choroideus-Zysten stellen jedoch keine Krankheit dar. Die Zyste an sich beeinträchtigt die Gehirnentwicklung des Kindes vor der Geburt nicht. In äußerst seltenen Fällen können die Zysten so ungünstig liegen, dass sie den Abfluss des Liquors blockieren und sich Liquor im Kopf des Kindes ansammelt (Hydrocephalus internus). Diese seltene Komplikation tritt in der Regel erst nach der Geburt auf und ist therapierbar.

Informieren Sie sich auch über das Thema: Hirnzysten

Treten die Plexus choroideus Zysten bei einer ansonsten unauffälligen Schwangerschaft auf, sind sie in der Regel völlig harmlos. Statistisch gesehen sind sie allerdings mit einem erhöhten Risiko für eine Störung der Chromosomenanzahl (Chromosomenabberation) verbunden. Besonders das Risiko für Trisomie 18 (Edwards-Syndrom), also das Vorliegen von drei Chromosomen 18, ist in diesem Fall erhöht. Dieses Risiko erhöht sich noch einmal leicht wenn die Mutter über 35 Jahre alt ist oder die Plexus-choroideus-Zysten beidseitig auftreten. Deshalb sollte eine genauere Ultraschalluntersuchung (Feinultraschall) des Kindes erfolgen.
Außerdem sollte das Bestehen der Zysten über die 28. SSW kontrolliert werden. Zum Ausschluss einer Chromosomenabberation kann auch die invasive Diagnostik (Fruchtwasseruntersuchung/Amniozentese oder Chorionzottenbiospie) dienen. Bei diesen Untersuchungsmethoden wird das Fruchtwasser oder ein Teil der Plazenta punktiert. Dadurch erhöht sich das Fehlgeburtsrisiko um bis zu 2%. Das Risiko, bei unauffälligen Befunden ein Kind mit einer Chromosomenabberation zu bekommen ist deutlich niedriger. Deshalb sollte bei unauffälligen Befunden eine solche Untersuchung sehr kritisch überlegt werden.
Sind die Befunde auffällig, besteht die Möglichkeit sich über eine invasive Diagnostik beraten zu lassen. Dies sollte bei einem Humangenetiker oder einem Arzt mit entsprechender Fortbildung geschehen. Das individuelle Risiko sollte im Rahmen des Gespräches berechnet und erklärt werden.

Weitere Informationen finden Sie unter: Fruchtwasseruntersuchung

Tumor

Tumore im Plexus choroideus können sowohl gutartig (benigne) als auch bösartig (maligne) sein. Die benigne Form bezeichnet man als Plexuspapillom, die maligne als Plexuskarzinom. In 80% der Fälle handelt es sich bei einem Plexus choroideus-Tumor um ein Plexuspapillom. Tumore am Plexus choroideus treten meist im Kleindkindes- bzw. Kindesalter auf, später werden sie deutlich seltener. Der Tumor produziert häufig Liquor. Außerdem kann er den Abflussweg des Liquors verstopfen. Dies führt zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn, dem sog. Hydrozephalus. Dies kann zu erhöhtem Druck aufs Gehirn und zu den weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Krampfanfällen führen.

Weitere Informationen finden Sie unter: Wasserkopf beim Baby

Die Diagnose wird durch bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder eine Biopsie des Tumors gestellt. Die Therapie besteht in einer möglich kompletten mikrochirurgischen Entfernung des Tumors, evtl kann sich eine Strahlentheraphie anschließen. Beim Plexuspapillom sind die Überlebenschancen nach einer Therapie gut. Nur selten metastasiert der Tumor oder kann nicht komplett entfernt werden. Das Plexuskarzinom hingegen metastasiert häufig. Die Prognose ist deshalb leider nicht günstig.

Verkalkung

Als Verkalkung des Plexus choroideus bezeichnet man die Ablagerung von festen Stoffen im Bereich des Plexus choroideus. Dabei muss es sich nicht um Kalk handeln, auch Proteine können zu diesem Bild führen. Verkalkungen werden meistens im Rahmen von bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanztomographie oder Computertomographie als Zufallsbefund auffällig.
Da eine Verkalkung vor allem in höherem Alter bei relativ vielen Menschen auftritt, geht man momentan davon aus, dass sie keinen Krankheitswert besitzt. In einigen Fällen kann die Verkalkung auf Gefäßverkalkung der Gefäße des Gehirns (Arteriosklerose) oder kleinere Traumata hinweisen. Sehr selten wurde auch ein gehäuftes Auftreten bei Hirntumoren beobachtet.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.04.2019 - Letzte Änderung: 25.07.2023