Die Trennung von einem Lebenspartner ist eine emotional belastende Situation, welche bei manchen Betroffenen in eine echte Depression umschlagen kann. In diesem Artikel finden Sie alle wichtigen Informationen zum Thema, einschließlich der Diagnostik und Tipps für den Umgang mit einer Depression.
Die Trennung von einem Partner ist für viele Personen ein großer Einschnitt in das emotionale Wohlbefinden. Vor allem nach langjährigen Beziehungen stellt die Trennung eine besonders große Belastungssituation dar. Traurigkeit ist eine normale Reaktion auf ein solches Ereignis, doch wo ist die Grenze zwischen Traurigkeit und Depression? Ab wann sollte ich mir Hilfe suchen und wo bekomme ich sie? All diese Fragen werden im folgenden Artikel beantwortet.
Häufig ist der Übergang zwischen Trennungsschmerz und einer Depression fließend, sodass die Diagnose Depression nur schwierig zu stellen ist. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die zeitliche Komponente. Von einer klinischen Depression spricht man erst ab einer Dauer der emotionalen Verstimmung von mindestens zwei Wochen. Der klassische Trennungsschmerz ist nach dieser Dauer meistens schon zum Großteil abgeklungen.
Für die Depression gibt es Diagnosekriterien, welche von der WHO (World Health Organisation) festgelegt worden sind. Dabei werden zwischen Haupt- und Nebenkriterien unterschieden, welche für die Diagnose berücksichtigt werden. Zu den Hauptkriterien zählen:
Gedrückte Stimmung
Antriebslosigkeit
Interessenverlust und Freudlosigkeit
Bestehen mindestens zwei dieser Hauptsymptome für wenigstens zwei Wochen, so gilt das als Hinweis für eine depressive Episode. Zusätzlich berücksichtigt die WHO folgende sieben Nebenkriterien:
verminderte Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsstörungen
verminderter Selbstwert
Gefühle der Minderwertigkeit und Schuldgefühle
Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit
Suizidgedanken- oder handlungen
Schlafstörungen
verminderter Appetit
Bestehen mindestens zwei der Nebensymptome zusätzlich zu zwei Hauptsymptomen für wenigstens zwei Wochen, so spricht man von einer leichten Depression. Bei drei Hauptsymptomen und mindestens fünf Nebenkriterien kann die Diagnose einer schweren Depression gestellt werden, welche prinzipiell eine Indikation für eine stationäre Behandlung darstellt. Für den Betroffenen ist es häufig schwierig zu differenzieren, ob die Symptome nun zutreffend sind oder nicht. Das liegt daran, dass Personen mit einer depressiven Verstimmung eine gestörte Selbstwahrnehmung haben und dadurch keine zuverlässige Selbstdiagnose stellen können. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig beim Hausarzt oder ambulanten Psychiater vorstellig zu werden, falls der Verdacht auf eine depressive Erkrankung besteht.
Weitere Informationen finden Sie im folgenden Artikel: Anzeichen einer Depression
Zusätzlich zu den oben genannten Symptomen, welche sich vor allem auf die Psyche beziehen, kann es körperlichen Symptomen kommen, welche aber durch die Depression bedingt sind. Depressive Patienten können sowohl mit einer gesteigerten, aber auch mit einer verminderten Nahrungsaufnahme reagieren. Daraus resultieren entweder eine Gewichtszunahme, aber auch eine Gewichtsabnahme. Zudem berichten Patienten häufig über einen gestörten Schlaf. Dabei wird zwischen Ein- und Durchschlafstörungen unterschieden. Personen mit einer Depression haben Probleme einzuschlafen und werden am kommenden Morgen früh wach, sodass sie sich selten gut erholt fühlen. Weiterhin kann es bei einer depressiven Verstimmung zu Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang und beim Wasserlassen kommen. Sowohl Verstopfung als auch Durchfall sind möglich. Nicht zu unterschätzen ist auch der Verlust an sexuellem Interesse bzw. der sexuellen Funktionsfähigkeit, welche vor allem von Männern als besonders quälend empfunden wird.
Weitere Informationen finden Sie im folgenden Artikel: Symptome einer Depression
Die Antriebslosigkeit gehört zu den Hauptsymptomen der Depression und kommt dementsprechend häufig bei betroffenen Patienten vor. Unter Antriebslosigkeit versteht man im Allgemeinen das Unvermögen sich zu verschiedenen Tätigkeiten zu motivieren. Bei schwer depressiven Personen geht das soweit, dass sie teilweise nicht mehr in ihrem Alltag zurechtkommen und beispielsweise nicht mehr in der Lage sind, sich ausreichend mit Nahrung zu versorgen oder der Körperhygiene nachzugehen.
Die Müdigkeit bei depressiven Patienten resultiert häufig aus einem gestörten Schlaf. Dabei fällt es den Patienten zum einen schwer einzuschlafen, zum anderen leiden sie an Früherwachen. Darunter versteht man ein verfrühtes Aufwachen von mehr als zwei Stunden vor der gewohnten Aufstehzeit. Beides führt dazu, dass die Patienten zu wenig Schlaf bekommen und sich dadurch am morgen nicht ausreichend ausgeruht fühlen. Dadurch geraten die Patienten schnell in einen Teufelskreis, da sie nun auch tagsüber viel Zeit im Bett verbringen, um das nächtliche Schlafdefizit nachzuholen. Dies führt sowohl zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, welcher wiederum den Nachtschlaf verschlechtert, als auch zu einer zunehmenden sozialen Isolation.
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Gedrückte Stimmung und Traurigkeit sind Kernsymptome der Depression. Betroffenen fällt es schwierig noch positive Gedanken zu fassen und verlieren sich somit in ihrer Traurigkeit. Häufig kreisen die Gedanken der Patienten nur um negative Emotionen und sie neigen zum Grübeln. Die schlechte Stimmung wird von den Patienten als sehr unangenehm empfunden und stellt damit den größten Teil des Leidensdrucks dar.
Wie jede einzelne Person mit einer Trennung umgeht, ist sehr individuell. Manche überwinden das Stimmungstief schon nach wenigen Tagen, andere brauchen dafür mehrere Wochen. Dies hängt beispielsweise mit der Persönlichkeit und dem sozialen Umfeld zusammen. Personen mit einem gefestigten Selbstwert und vielen sozialen Kontakten neigen seltener zur Entwicklung einer echten Depression. Dem gegenübergestellt sind Menschen mit niedrigem Selbstwert und einem instabilen sozialen Umfeld, welche in der Folge häufiger an einer Depression erkranken. Als weiterer Risikofaktor gilt der übermäßige Konsum von Alkohol oder anderen Drogen wie Cannabis. Negative Emotionen, wie sie nach einer Trennung auftreten, verleiten Patienten mit dem Hang zum Substanzmissbrauch zum Konsum. Dieser erhöhte die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Depression merklich und sollte deshalb vermieden werden.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Ursachen von Depressionen
Trennungen sind selten zweiseitige Entscheidungen. Ein Partner trifft die Entscheidung, nicht mehr mit dem anderen zusammenleben zu wollen, der andere muss diese Entscheidung dann akzeptieren. Gerade für den verlassenen Partner ist die Trennung besonders schwierig und er neigt eher zur Entwicklung einer Depression. Doch wie sollte ich als Ex-Partner damit umgehen?
Wichtig ist es dem Ex-Partner keine falschen Hoffnungen auf eine Versöhnung zu machen, wenn das nicht im eigenen Interesse ist. Für den Verarbeitungsprozess des Verlassenen spielt es eine große Rolle, dass es sich bei der Trennung um eine endgültige Entscheidung handelt. Gleichzeitig sollte man auch auf sein eigenen psychisches Wohl achten. Setzt man sich zu sehr mit dem Gedanken auseinander, für die Depression eines ehemals geliebten Menschen verantwortlich zu sein, kann das schnell selbst krank machen. Sicherlich wird man in einer solchen Situation von Schuldgefühlen geplagt, dennoch ist es wichtig daran zu denken, dass die Partnerwahl in der eigenen Hand liegt. Aus Mitleid eine Beziehung wieder aufzunehmen ist keine sinnvolle Idee.
Insgesamt sollte sich der Kontakt zwischen den Ex-Partner auf das mindeste beschränken, um dem Verlassenen möglichst viel Raum und Abstand zukommen zu lassen. Wenn man dennoch helfen möchte, könnte ein guter Schritt sein den Freunden und der Familie des Ex-Partners seine Sorgen mitzuteilen. Diese können sich dann besser mit der Depression des Verlassenen auseinandersetzen. Wenn der konkrete Verdacht besteht, dass der Ex-Partner suizidale Handlungen in Erwägung zieht, sollte die Polizei informiert werden um schlimmeres zu verhindern.
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Die Trennung von einem Partner kann als sehr belastend empfunden werden. In den Stunden und Tagen unmittelbar nach der Trennung sind die negativen Gefühle meist am stärksten. Dabei ist es aber wichtig diese zuzulassen. Sie sind vollkommen normal und gehören zum Verarbeitungsprozess hinzu. Besonders wichtig ist es diese Gefühle nicht mit Alkohol oder anderen Drogen versuchen zu betäuben. Dies schafft in den allermeisten Fällen nur neue Probleme.
Wie genau der Einzelne mit einer Trennung umgeht ist sehr unterschiedlich. Dem einen hilft es viel mit Freunden oder Familie zu unternehmen um sich abzulenken, der eine bleibt gerne für sich alleine oder verreist. Sinnvoll ist es in jedem Fall sich von den negativen Emotionen abzulenken und durch Aktivitäten gleichzeitig den Selbstwert wieder aufzubauen. Dabei ist es wichtig sich selbst nicht zu sehr unter Druck zu setzen und sich genügend Zeit lassen, um die Trennung zu verarbeiten.
Darüber hinaus sollte die persönliche Einstellung zum Ex-Partner überdacht werden. Nach einer langjährigen Beziehung und anschließender Trennung neigt der verlassene Teil häufig dazu, den Ex-Partner auf einen "Thron zu heben". Dadurch scheint es unmöglich jemals einen neuen Partner zu finden, der an den Ex-Partner heranreichen kann. Dies ist allerdings eine Fehleinschätzung. Zum einen entspricht das schlichtweg nicht der Realität, zum anderen hindert das auf der zukünftigen Partnersuche.
Wenn die Traurigkeit auch nach mehreren Wochen nicht verschwunden oder gar schlimmer geworden ist sollte man in Betracht ziehen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vor allem bei Suizidgedanken sollte man sich nicht von falschem Schamgefühl leiten lassen und einen Arzt aufsuchen. Dabei ist es zunächst vollkommen ausreichend den Hausarzt um Hilfe zu bitten. Leichte und mittelschwere Depressionen sind im ambulanten Rahmen gut behandelbar, bei schweren Depressionen kann eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.
Zusätzliche Informationen finden Sie hier: Therapie der Depression
Es ist nicht möglich die Dauer einer Depression nach einer Trennung vorherzusagen, da sie von vielen verschiedenen und individuellen Faktoren abhängt. Die größte Rolle spielt dabei die psychische Verfassung des Betroffenen und sein soziales Umfeld. Außerdem bestimmten Selbstwert und im allgemeinen die Persönlichkeit die Dauer. Patienten mit einer gefestigten Persönlichkeit und einem stabilen sozialen Umfeld fällt es leichter mit einer Depression umzugehen, sodass die Depression schon nach wenigen Wochen abklingen kann. Patienten, bei denen dies nicht zutrifft, müssen sich häufig länger mit der Erkrankung auseinandersetzen. Bei schweren Depressionen kann auch ein stationärer Aufenthalt folgen, welcher einige Wochen beanspruchen kann. Zusammenfassend ist es wichtig zeitnah zu reagieren und sich Hilfe zu suchen, um die Dauer der Depression möglichst gering zu halten.
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