Nebenwirkungen von Procain

Procain ist ein recht gut verträgliches Medikament. Mögliche Nebenwirkungen können allergische Reaktionen, Hautveränderungen an der Einstichstelle bis ZNS-Veränderungen und Herz-Kreislaufstörungen sein. Die meisten dieser Nebenwirkungen treten bei falscher Applikation auf.

Nebenwirkungen von Procain

Einleitung

Procain ist ein Lokalanästhetikum zur örtlichen Betäubung. Es ist kurzwirksam und wirkt nur an dem Ort, an dem es unter die Haut gebracht wird. 
Normalerweise, unter richtiger Applikation, treten keine Nebenwirkungen auf.

Die einzige Nebenwirkung, die unter fachgerechter Applikation auftreten kann, ist eine allergische Reaktion bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Procain oder anderen Inhaltstoffen.

Weitere Informationen zu den Einsatzgebieten von Procain und dessen Wirkweise erhalten sie unter dem Artikel: Procain SpritzeProcain-Basen-Infusion

Nebenwirkungen können auftreten, wenn der Wirkstoff nicht fachgerecht verabreicht wird. Beispielsweise tritt dieses auf bei versehentlicher intravenöser Injektion, wie beispielsweise schnellem Reaktionsbedarf bei einem Notfall. Hierbei kann es zu Nebenwirkungen im zentralen Nervensystem oder dem Herz-Kreislauf-System kommen.

Welche Nebenwirkungen können unter Procain auftreten?

Nebenwirkungen können vornehmlich im zentralen Nervensystem (ZNS) und im Herz-Kreislauf-System auftreten.
Diese sind die wichtigsten Nebenwirkungen, da diese sehr gefährlich werden können und einer schnellen Gegenmaßnahme bedürfen.

Wird Procain intravenös verabreicht, kann dieses im ZNS zur Herabsenkung der Krampfschwelle führen. Das bedeutet, dass diese Patienten schneller anfangen können zu krampfen.
Weiterhin kann es zu einer Empfindungsstörung um die Mundpartie kommen, zu einer verwaschenen Sprache, zu Sehstörungen oder im schlimmsten Fall zum Atemstillstand und Koma.

Die Nebenwirkungen des Herz-Kreislauf-Systems umfassen eine Herabsetzung der Herzkraft, der Herzfrequenz und der elektrischen Überleitung. Im Extremfall einer Blockade der Herzerreung kann es nötig werden, dass eine Reanimation durchgeführt wird. entspricht und in der Regel reanimationspflichtig ist.

Weiterhin kann es zu einer Erweiterung der Blutgefäße kommen, was zu einem sogenannten Flush (Hautrötung mit Hitzewallung) führen kann und im weiteren Verlauf zum Austritt von Flüssigkeit in den Zwischenzellraum führt.
Im Extremfall kann die Erweiterung der Blutgefäße zum Schock führen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nebenwirkungen der Lokalanästhetika

Nesselsucht

Eine Nesselsucht ist eine Hautreaktion, die meist durch Allergien hervorgerufen wird.

Hierbei handelt es sich um Quaddeln, die auf der Haut erscheinen und über ein paar Stunden bis Wochen persistieren können. Dazu kommt es zu einem starken Juckreiz.
Eine Nesselsucht kann durch eine allergische Reaktion auf Procain ausgelöst werden. Dabei kommt es zur Quaddelbildung in der Region, in die das Medikament injiziert wurde.

Bei Auftreten dieser Nebenwirkung sollte auf ein anderes Lokalanästhetikum umgestellt werden, die Hautreaktion alleine ist jedoch nicht gefährlich oder lebensbedrohlich.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Nesselsucht

Ödeme

Ödeme bezeichnen eine Wasseransammlung außerhalb der Gefäße, also im sogenannten Zwischenzellraum.
Die Ödeme können auftreten durch eine Erweiterung der Gefäße als Reaktion auf das Procain. Hierbei kommt es zu Übertritt von Flüssigkeit aus den erweiterten Gefäßen in den Zwischenzellraum.

Gefährlich ist das insofern, als dass die Flüssigkeit in den Gefäßen fehlt, was zu einem Absinken des Kreislaufes führen kann.

Treten Ödeme nach einer Behandlung mit Procain auf, sollte geprüft werden, ob das Lokalanästhetikum versehentlich in die Gefäße appliziert wurde. Dann sollte die Zufuhr der Substanz gestoppt werden und Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen von Ödemen

Schleimhautschwellung

Auf dem gleichen Wege wie eben beschrieben, kann es auch zu einer Schwellung von Schleimhäuten kommen.

Im Bereich des Kehlkopfes und des Kehldeckels, sowie der Zunge und der Mundschleimhaut ist dies gefährlich, da diese Ödeme die Luftwege blockieren können. Dieses kann entweder aufgrund der weitgestellten Gefäße passieren, oder aber auch durch eine allergische Reaktion auf das Procain.

Die Atemnot entwickelt sich meist durch die Schleimhautschwellungen. Schwellen Kehldeckel, Kehlkopf oder Zunge an, kann das dazu führen, dass die Luftwege blockiert werden und so ein normales Einatmen nicht mehr möglich ist.

Dem kann mit Medikamenten wie Adrenalin oder Histaminblockern entgegengewirkt werden. Hilft dieses nicht, muss eine Koniotomie (Kehlkopfschnitt) in Erwägung gezogen werden.

Juckreiz

Ein Juckreiz kann bei der Anwendung von Procain entstehen. Dieser kann entweder durch eine allergische Hautreaktion mit Nesselsucht entstehen, oder es kommt zu einer lokalen Gefäßweitstellung. Dieses führt zu einer lokalen Rötung und kann ebenfalls zu Juckreiz führen.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind eine gefährliche und ernstzunehmende Nebenwirkung aller Lokalanästhetika.
Zu diesen kann es kommen, wenn der Wirkstoff versehentlich intravenös anstatt unter die Haut gespritzt wurde.

Durch die Venen gelangt der Wirkstoff in das Herz. Hier kommt es zu einer Störung der Herzerregung, sodass das Herz langsamer und schwächer schlägt.
Wenn diese Störung der Herzerregung sehr ausgeprägt ist, kann eine Reanimation notwendig werden. 

Es kann darüber hinaus zu einem AV-Block°3 kommen, was einem funktionalen Herzstillstand entspricht. Die Herzfrequenz fällt hierbei bis auf 20 Schläge pro Minute. Meistens ist bei einem AV-Block°3 eine Reanimation erforderlich.

Missempfindungen im Mundbereich

Wird Procain über eine Vene gegeben, kann es ebenfalls zu Missempfindungen im Bereich des Mundes kommen.
Dies rührt daher, dass die Nerven, die um den Mund herum gelegen sind, blockiert werden: So kommt es zu Kribbeln und anderen Missempfindungen.

Auch durch eine allergische Reaktion kann es zu Missempfindungen kommen.

Schwindel

Schwindel ist ein anderes Symptom einer Überdosierung mit Procain oder einer Fehlapplikation.

Es ist Folge der Nebenwirkungen, die das ZNS betreffen und treten auf, wenn zu viel Procain im ZNS anflutet. Auch dieses ist eine ernstzunehmende Nebenwirkung von einem Lokalanästhetikum. Bei Symptomen von Schwindel sollte ebenfalls überprüft werden, ob das Medikament versehentlich in die Vene injiziert wurde und der Verbrauch sofort gestoppt werden. Schwindel ist hier ein Warnsymptom.

Magenschmerzen

In der Regel verursacht Procain keine gastrointestinalen Symptome. Daher sind Magenschmerzen keine typische Nebenwirkung von Procain.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Nebenwirkungen von Procain finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.09.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021