Symptome eines LWS-Syndroms

Einleitung

Das LWS-Syndrom ist ein Krankheitsbild, dessen Symptomkomplex vor allem die Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) als Leitsymptom beschreibt. Da es sich um ein sogenanntes LWS-„Syndrom“ handelt, beschreibt es verschiedene Krankheitszeichen, die aus unterschiedlichen Ursachen resultieren. So kann man beim LWS-Syndrom zum einen unter Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule leiden und zum anderen aber auch über Bauchschmerzen oder eine Schmerzausstrahlung in die unteren Extremitäten klagen.

Häufige Symptome eines LWS Syndroms

Die häufigsten Symptome eines LWS Syndroms sind Folgende:

  • Rückenschmerzen
  • Missempfindungen wie Taubheits oder Kribbeln
  • Verspannungen
  • Bauchschmerzen oder Verdauuungsprobleme
  • Ausstrahlende Schmerzen
  • Motorische Ausfälle

Die Einteilung der Symptome bei einem LWS Syndrom kann auch in radikuläre also von den Nervenwurzeln ausgehende Symptome und pseudoradikuläre Symptome erfolgen, wobei letzteres nicht von den Wurzeln selbst ausgeht und es deswegen meist zu keinen austrahlenden Schmerzen oder motorischen Ausfällen kommt.

Schmerzen bei einem LWS-Syndrom

Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich sind ein in der Bevölkerung sehr häufig vorkommendes Phänomen. Man geht davon aus, dass etwa 80% der Erwachsenen in ihrem Leben schon einmal oder mehrfach darunter zu leiden hatten. Es ist einer der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit und treibt die Anzahl der Fehltage aufgrund von Krankheit bedeutend in die Höhe. Männer und Frauen sind gleich oft betroffen.
Der Schmerz wird von vielen Patienten unterschiedlich empfunden- von scharf stechenden, plötzlich auftretenden Schmerzen, die Bewegungen unmöglich machen bis hin zu chronisch, eher dumpfen Schmerzempfindungen wird alles beschrieben. Auch der Beginn der Schmerzen kann ganz verschieden aussehen. So kann in dem einen Fall der Auslöser eine falsche Bewegung oder ein Trauma sein und der Schmerz akut anfangen. Im anderen Fall können eine dauerhafte Fehlhaltung oder altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäule einen schleichenden Beginn verursachen. Akuter Schmerz dauert laut Definition bis zu 4 Wochen, subakuter Schmerz variiert innerhalb einer Zeitspanne von 4-12 Wochen und chronischer Schmerz wird definiert als Schmerz, der länger als 12 Wochen anhält.

Rückenschmerzen

Die Schmerzcharakteristik variiert hierbei je nach Entstehungsort der Schmerzen: so können knöcherne und muskuläre Strukturen den Rückenschmerz auslösen, aber auch Bänder, Sehnen oder Nervenreizungen.In Bezug auf die Nerven lässt sich zum LWS-Syndrom eine Klassifizierung in radikuläre und pseudoradikuläre Schmerzen vornehmen. Ganz allgemein gesprochen ist die Schmerzlokalisation bei einem LWS-Syndrom auf den unteren Rückenbereich, also an der Lendenwirbelsäule, bezogen und resultiert aus Blockaden, Reizungen oder Verspannungen.

Ausstrahlende Schmerzen

Selten kommt es zur Schmerzausstrahlung bis in die Beine. Der Schmerzcharakter kann zwischen dumpf, ziehend, nicht stechend und sehr starken Intensitäten variieren. Je nach Auslöser kann der Schmerz plötzlich eintretend und von kurzer Dauer sein, aber auch chronisch werden. Der zeitliche Verlauf der Schmerzen hängt also von der Ursache ab. Die Intensität der Schmerzen kann durch Belastung der Lendenwirbelsäule negativ beeinflusst werden. Auch eine Druckerhöhung durch heftiges Husten, Niesen oder Pressen kann den Schmerz verstärken.

Bauchschmerzen

Die Tatsache, dass Bauch– und Rückenschmerzen in einem Zusammenhang stehen können, ist vielen Patienten nicht bewusst. Jedoch ist es gerade auch beim Vorliegen eines LWS-Syndroms möglich, dass neben den charakteristischen Rückenbeschwerden auch Bauchschmerzen auftreten.

Grund dafür kann zum Beispiel sein, dass Patienten, die unter einem LWS-Syndrom leiden, eine Schonhaltung einnehmen, um die Schmerzen zu minimieren und den Rücken zu entlasten. Daraus resultieren neben Verspannungen im Rücken aber auch Probleme im muskulären Apparat am Bauch und am Rumpf. Die Muskeln können durch die Fehlhaltung unphysiologisch verkürzt oder gedehnt werden und daraufhin Schmerzen verursachen. Das heißt also, dass Rückenschmerzen häufig den Bauchschmerz bedingen können.

Neben den oberflächlichen, rein muskulären Bauchschmerzen gilt es aber auch die Bauchschmerzen mit organischer Ursache zu berücksichtigen. Durch die Fehlhaltung werden zum einen verschieden Organe im Bauchraum eingeengt oder verzogen, sodass der Schmerz von den gereizten Organen ausgeht. Die Ausstrahlung des Schmerzes kann dann je nach Lage des Organs auf den Bauch, aber auch auf den Rücken sein.
Klar definierte Krankheitsbilder wie der Bandscheibenvorfall und die Skoliose, eine Erkrankung, bei der die Wirbelsäule deformiert ist, können dieses beschriebene Phänomen herbeiführen.
Wenn die Schmerzen besonders im unteren Bauchbereich lokalisiert sind, sollte man auch immer an ein sogenanntes „Wirbelgleiten“ der Lendenwirbel denken. Die abrutschende Lageveränderung der Wirbelkörper beeinflusst im hohen Maße Muskel- und Bandstrukturen der Wirbelsäule. Der Schmerz wird dabei häufig über den Muskelapparat in die Bauchregion projiziert.

Die Kausalitätskette der Schmerzen kann aber auch umgekehrt sein, also dass vom Bauch ausgehende Schmerzen in den Rücken ausstrahlen. Dann kann fälschlicherweise der Verdacht aufkommen, unter einem LWS-Syndrom zu leiden, obwohl die Rückenschmerzen organischer Natur sind. Ein Beispiel dafür ist die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, deren Lage im Bauchraum relativ nah an der Wirbelsäule ist. Schmerzen aufgrund einer sogenannten Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) können daher also in den Rücken ziehen. Ein Reizdarmsyndrom kann beispielsweise die Symptom-Trias Übelkeit, Rücken– und Bauchschmerzen verursachen. Sobald Rücken- und Bauchschmerzen also gleichzeitig auftreten, sollte neben der Diagnostik für ein LWS-Syndrom nicht nur der Rücken, sondern auch immer das Abdomen (der Bauch) mit untersucht werden.

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Neurologische Symptome bei einem LWS-Syndrom

Die Wirbelsäule ist der knöcherne Panzer des Rückenmarks aus dem die Nervenfasern entstammen, die sich zusammen in Bündeln organisieren und dann als Nerven austreten und die einzelnen Bereiche des Körpers versorgen. Kommt es zu Veränderungen an der Wirbelsäule, und sei es nur eine kurzzeitige Verspannung eines Muskels oder eine Schwellung aufgrund einer Entzündung, so kann das die Nerven in ihren Verläufen irritieren. Der Patient kann dies dann zum Beispiel durch Kribbeln, Taubheit, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen spüren.
Natürlich kann es auch mal im unbedenklichen Rahmen zu solchen neurologischen Symptomen kommen, wie zum Beispiel einer ungünstigen Schlafposition. Grundsätzlich sollten solche Empfindungsstören, die nicht kurzfristig bestehen, immer von einem Arzt abgeklärt werden. Es kann zum Beispiel auch zu Problemen beim Wasserlassen oder Schwierigkeiten beim Halten von Urin oder Stuhl kommen. Dies sind eindeutige Warnhinweise, bei denen man schnell in ein Krankenhaus gelangen sollte, um so früh wie möglich weitere diagnostische Untersuchungen durchzuführen.

Missempfindungen

Neben dem Rückenschmerz leiden Patienten mit einem LWS-Syndrom auch häufig an Missempfindungen wie Taubheits– oder Kribbelgefühlen im Rücken– und Extremitätenbereich. Der Rückenschmerz geht in den meisten Fällen mit einer Schonhaltung einher, sodass daraus wiederum eine Verspannung der Rückenmuskulatur und eine Bewegungseinschränkung provoziert werden.
Wie bereits erwähnt ist die Schmerzausstrahlung nicht besonders charakteristisch, da die Schmerzen zum Großteil lokal auf die Lendenwirbelsäule begrenzt sind. Ausnahmen oder Variationen sind in den folgenden Abschnitten „Bauchschmerzen“, „radikulär“ und „pseudoradikulär“ beschrieben.

Generell ist die Lendenwirbelsäule im Vergleich zu den anderen Wirbelsäulenabschnitten sehr anfällig für Verletzungen oder Beschwerden. Dies liegt daran, dass gerade die Lendenwirbel aufgrund ihrer Lage am Ende der Wirbelsäule einer großen Druckbelastung ausgesetzt sind. Immerhin muss die Lendenwirbelsäule das Gewicht unseres kompletten Rumpfes tragen. Ein Bandscheibenvorfall ist daher ein typisches Krankheitsbild und tritt vor allem im Lendenwirbelbereich auf.

Lesen Sie mehr zu Missempfindungen auf unserer Seite: Ist kribbeln ein Hinweis für einen Bandscheibenvorfall?

Radikuläre Symptome

Der radikuläre Schmerz wird auch als projizierter Schmerz beschrieben und gründet in seiner Entstehung auf der Verletzung / Druck von Nervenwurzeln im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ursache hierfür kann ein Bandscheibenvorfall der LWS sein.
Der Schmerz ist daher zum einen am Rücken lokalisiert, strahlt zum anderen jedoch auch in das Versorgungsgebiet des geschädigten Nervs aus. Die Ausstrahlung vom Rücken kann hierbei bis in den Unterschenkel / Bein erfolgen. Dies ist unter anderem ein Differenzierungskriterium zum pseudoradikulären Schmerz, dessen Ausstrahlungscharakter meist bis auf den Oberschenkel begrenzt ist und nicht eindeutig dem Versorgungsgebiets eines Nerven der LWS zugeordnet werden kann.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome eine Bandscheibenvorfalls der LWS oder Symptome ins Bein bei einem Bandscheibenvorfall der LWS

Wichtig für das Verständnis dieser beiden Schmerzarten ist auch die Tatsache, dass beim radikulären Schmerz der Grund in der Läsion eines Nerven oder dessen Wurzel liegt. Aufgrund dieser nervösen Komponente spricht man auch vom neuropathischen Schmerz. Wie der Name „radikulär“ schon sagt, wird der Schmerz in den meisten Fällen über die Reizung der Nervenwurzel (Wurzel = „radix“) ausgelöst.
Diese Nervenirritation kann durch einen Bandscheibenvorfall der LWS bedingt sein. Die prolabierte Bandscheibe drückt auf die Nervenwurzel eines an dieser Stelle der Wirbelsäule aus dem Wirbelkanal austretenden Nervs. Dies geht mit starken, stechenden Schmerzen einher.
Der radikuläre Schmerz bei einem sogenannten „Nervenwurzelsyndrom“, welches in den Symptomkomplex des LWS-Syndroms fällt, kann dann das ganze Bein entlang des entsprechenden Nervenverlaufs ziehen. Häufig ist unser dickster Nerv, der N. ischiadicus oder Ischiasnerv, betroffen.

Neben dem ausstrahlenden Schmerz kann es je nach Läsionsgrad des Nervs auch zu Empfindungsstörungen in Form von Kribbeln oder Taubheit kommen. Schlimmstenfalls kann es sogar zu sensiblen und motorischen Ausfällen kommen. Auch die Reflexe können durch ein LWS-Syndrom mit radikulären Schmerzen herabgesetzt sein oder ganz ausfallen. Je nach geschädigtem Nerv können Betroffene auch Probleme mit der Verdauung oder beim Wasserlassen bekommen. Der radikuläre Schmerz besitzt zudem die Tendenz, ein chronischer Schmerz zu werden. Langes Stehen aber auch starkes Husten und Pressen verstärkt in der Regel den radikulären Schmerz durch einen erhöhten Druck auf die Nervenwurzel. Eine leichte Schmerzreduktion verspüren viele Patienten, wenn sie sich hinlegen oder eine Schonhaltung einnehmen, da hierbei die Bandscheiben entlastet werden. Leidet man an einem LWS-Syndrom mit radikulären Schmerzen kann man letztendlich sehr stark in seiner Beweglichkeit und kleinsten Alltagsaktivitäten eingeschränkt sein.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Pseudoradikuläre Schmerzen

Pseudoradikuläre Symptome

Im Gegensatz zum radikulären Schmerz begrenzt sich der Ausstrahlungscharakter der pseudoradikulären Schmerzen maximal bis auf den Oberschenkel. Ein Hauptdifferenzierungskriterium ist zudem, dass die pseudoradikulären Schmerzen nicht durch eine Nervenwurzelläsion entstehen, sondern lediglich auf der Reizung der nervösen Strukturen beruhen. Der Nerv muss also nicht geschädigt sein, sondern kann temporär aufgrund thermischer, mechanischer oder elektrischer Reizung schmerzen auslösen. Der pseudoradikuläre Schmerz ist also weniger ein reiner Nervenschmerz. Der Schmerzauslöser ist die Reizung des Nervs und die dadurch verstärkte Schmerzweiterleitung und Verarbeitung im ZNS. Man spricht im Vergleich zum „neuropathischen“ und radikulären Schmerz hier eher von einem „nozizeptiven“ Schmerz, da die Schmerzrezeptoren, sogenannte „Nozizeptoren“ verstärkt erregt werden.

Der Grund für pseudoradikulären Schmerzen ist häufig unklar, also „idiopathisch“. Mögliche Ursache kann bei einem LWS-Syndrom mit pseudoradikulären Schmerzen jedoch die Reizung des Facettengelenks (Zwischenwirbelgelenke) oder anderer Gelenke im Bereich der Wirbelsäule oder Hüfte sein. Da der Schmerzcharakter der beiden Schmerzarten bis auf die Art der Ausstrahlung sehr ähnlich ist, kann man den „pseudoradikulären“ Schmerz auch als „Vortäuschung“ eines radikulären Schmerzes interpretieren.

Wichtig ist aber auch der Unterschied, dass der pseudoradikulären Schmerz zu keinen motorischen Ausfällen führt, sondern nur zu Schmerzen und ggf. Hautempfindungsstörungen. Die Prognose des pseudoradikulären Schmerzes ist besser, da die Schmerzen nachlassen können, sobald der schmerzhervorrufende Reiz wegfällt.

Weiterführende Informationen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.01.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024