Veränderung der Brustwarzen in der Schwangerschaft

Einleitung

Während einer Schwangerschaft laufen im Körper der Frau zahlreiche Veränderungs- und Anpassungsprozesse ab.
Die typischen Symptome, die von sehr vielen Schwangeren beschrieben werden, werden als Schwangerschaftszeichen zusammengefasst, welche jedoch von Frau zu Frau in ihrer Stärke und Dauer variieren können. Besonders im Bereich von Brust und Brustwarze (Mamille) machen sich die hormonellen Veränderungen bei vielen Schwangeren deutlich bemerkbar.

Veränderung der Brust und Brustwarze in der Schwangerschaft

Bereits zu Beginn einer Schwangerschaft stellt sich der weibliche Körper hormonell komplett um. Viele Frauen bemerken bei sich eine ungewöhnliche Zunahme der Empfindlichkeit ihrer Brüste und Brustwarzen sowie Spannungsgefühle, oftmals sogar noch vor dem Ausbleiben ihrer Periode oder dem positiven Testergebnis eines Schwangerschaftstests.
Eine Schwangerschaft geht fast immer mit empfindlichen Brüsten einher, aber nicht jede Empfindlichkeit der Brüste muss auf eine Schwangerschaft hindeuten. In manchen Fällen kann dieses Gefühl jedoch auch monatszyklisch bedingt sein und lediglich in einer kurzen Zeitspanne im Zyklus auftreten.
Prinzipiell treten zu Beginn einer Schwangerschaft genau die gleichen Zeichen auf, wie sie einer Frau von ihrer Periode bekannt sind, lediglich in vielfach stärkerer Ausführung. Sollte die starke Empfindlichkeit der Brustwarze für längere Zeit bestehen bleiben, so ist dies jedoch ein Hinweis auf eine mögliche Schwangerschaft.

Durch den Anstieg der Schwangerschaftshormone (z.B. beta-HCG) sowie des Östrogens (weibliches Geschlechtshormon) und Progesterons kommt es zu einem Brustwachstum durch Zunahme des Brustdrüsengewebes. Außerdem nimmt die Durchblutung der Blutgefäße, die die Brust versorgen auffällig zu, sodass viele Frauen auf ihrer Brust vergrößerte rote Gefäße bemerken.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schwangerschaftshormone

Für die Haut läuft der Volumenzunahmeprozess oftmals zu schnell ab, weshalb es zu Dehnungsstreifen und Einrissen in der Brustwarze kommen kann. Der Warzenvorhof, der die Brustwarze umgibt, verändert sich ebenfalls: Bereits in der Frühschwangerschaft wird er dunkler und größer. Der genaue Grund für die verstärkte Färbung ist noch nicht bewiesen. Es wird jedoch vermutet, dass es der besseren Orientierung des Säuglings beim Stillen dient. Die Brustwarze selbst wird ebenso größer und dunkler. Außerdem steigt die Fettproduktion der Vorhofdrüsen (sogenannte Montgomery-Drüsen), die die Brustwarze umgeben. So ist diese optimal vor Austrocknung geschützt und möglichen Einrissen durch vermehrte Dehnung aufgrund des Brustdrüsenwachstums wird vorgebeugt. Der Körper bereitet die Brustwarze somit optimal auf die nach der Geburt auftretenden Belastungen durch Stillen vor.

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Ursache

Mit dem Beginn einer Schwangerschaft schüttet der Körper neben dem Schwangerschaftshormon beta- HCG große Mengen an Östrogen und Progesteron aus, um sich auf die bevorstehende Schwangerschaft vorzubereiten. Durch den Hormonschub kommt es zu verstärkten Wachstumsprozessen in der Brust sowie zur Bildung weiterer Milchdrüsen, um eine ausreichende Ernährung des Säuglings nach der Geburt durch Stillen zu ermöglichen. Diese Veränderungen im Brustgewebe haben ebenfalls Einfluss auf die Brustwarze.

Symptome

Jucken

Viele schwangere Frauen klagen während der Schwangerschaft über einen Juckreiz im Bereich der Brustwarzen. Oftmals wird dieser durch Textilien mit einem hohen Polyacrylanteil ausgelöst, weshalb es sich empfiehlt, lediglich 100%ige Baumwollstoffe auf der Haut zu tragen. Außerdem ist es für einige Frauen angenehm, einen stützenden BH zu nutzen, welcher die Reibung eines locker sitzenden T-Shirts auf der Brustwarze minimieren kann.
Andere Frauen hingegen bevorzugen möglichst viel Luft an ihren Brustwarzen während der Schwangerschaft. In diesem Fall sollte man jegliche Form eines Bustiers weglassen und sich ab und zu zuhause sogar ganz ohne Oberteil bewegen. Ein weiterer Tipp gegen eine juckende Brustwarze ist eine ausgewogene Pflege. Duschgels und Cremes mit Duftstoffen sollten von nun an nicht mehr genutzt werden und durch hautfreundliche, duftstofffreie Produkte ersetzt werden. Hier werden besonders Babypflegeprodukte empfohlen, welche bereits für eine empfindliche Haut ausgelegt worden sind. Bei manchen Frauen lindert auch vorsichtiges, kurzes Kühlen die Beschwerden.

Brustwachstum

Das Wachstum der Brustwarzen in der Schwangerschaft ist essentiell für ein erfolgreiches Stillen nach der Geburt. Während die Brüste wachsen (verursacht durch den Anstieg der Hormone Östrogen und Progesteron), wird sowohl das Brustdrüsengewebe, als auch die Brustwarze selbst deutlich größer. Auf diese Weise ist sie für den Säugling nach der Geburt wesentlich besser zu finden. Außerdem ist sie für die Ausschüttung des sogenannten Kuschelhormons Oxytocin von Bedeutung: Berührt das Neugeborene die Brustwarze, verhärtet sich diese und die Milchsekretion wird angeregt.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema Schwangerschaft Brustwachstum.

Brustschmerzen

Grundsätzlich handelt es sich bei der Brust bzw. Brustwarzen um ein Körperteil, welches sehr gut mit Nerven versorgt ist (stark sensibel), weshalb es in diesem Bereich nicht selten zu Schmerzen kommen kann.
Durch das ungewohnt schnelle Wachstum der Brüste und Brustwarzen besonders zu Beginn der Schwangerschaft treten häufig Schmerzen auf. Das Brustdrüsengewebe nimmt von Tag zu Tag an Größe zu, da viele neue Milchdrüsen und Milchdrüsengänge gebildet werden. Teilweise erfolgt das Wachstum so rasant, dass die Haut im Bereich der Brust nicht schnell genug nachwächst, sodass Dehnungsstreifen entstehen können.
Wenn es zu Dehnungen und Spannungen im Bereich der Brust kommt, ist häufig auch die Brustwarze im Zentrum der Brust betroffen. Es kann zu kleinen Rissen und Verletzungen kommen, die den betroffenen Frauen schmerzen können. Durch diese Wunde können Keime oder Bakterien in die Brust eindringen und in manchen Fällen sogar eine Brustdrüsenentzündung (eine sogenannte Mastitis) mit Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Fieber und Lymphknotenschwellung verursachen.
Um die Schmerzen an der Brustwarze zu lindern, kann man pflegende, natürliche Cremes auftragen, wie z.B. Ringelblumensalbe, Aloe Vera-haltige Salbe oder Arnikasalbe. Wenn die Brustschmerzen unerträglich werden oder sich auch nach Monaten keine Besserung bemerkbar macht, empfiehlt es sich einen Arzt aufzusuchen, um eine Entzündung auszuschließen.

Brennen auf den Brustwarzen

Einige Frauen beschreiben während ihrer Schwangerschaft auch ein Brennen auf den Brustwarzen.
Dies hat meistens die gleiche Ursache wie Schmerzen: das starke Wachstum des Brustdrüsengewebes.

Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Brustwachstum in der Schwangerschaft sowie Brennen an der Brustwarze

Ein Brennen kann jedoch auch auftreten, wenn Fremdstoffe in eine offene Wunde eintreten, z.B. in kleine Risse im Bereich der Brustwarzen.

In diesem Fall sollten leicht fettende Wund- und Heilsalben aufgetragen werden, die die Wunde vor einem erneuten Keimeintritt schützen. Viele Frauen mit brennenden Brustwarzen empfinden aber auch kühlende Wickel (z.B. Quarkwickel) als sehr angenehm.

Therapie

Eine einheitliche, bei allen Frauen wirksame, Therapie gegen unangenehme Brustwarzen in der Schwangerschaft gibt es nicht. Jede Frau empfindet die Veränderungsprozesse, die in ihrem Körper ablaufen, anders. Für manche ist es bereits ausreichend zu wissen, dass es anderen Schwangeren genauso geht und dass die meisten Beschwerden bereits nach drei Monaten wieder verschwinden.
Andere hingegen sollten für sich selbst ein Konzept entwickeln, wie sie den Einstellungsvorgang ihres Körpers auf ein Baby so erträglich wie möglich gestalten. Kühlende Wickel, pflegende Cremes sowie das Vermeiden von synthetischen Textilgemischen direkt auf der Haut zeigen bei vielen Frauen eine deutliche Linderung der Beschwerden. Sollten die Beschwerden jedoch unerträglich werden, empfiehlt es sich einen professionellen Rat einzuholen und sich bei seinem Frauenarzt oder einer Hebamme vorzustellen.

Häufigkeitsverteilung

Die typischen Schwangerschaftszeichen treten bei nahezu jeder schwangeren Frau auf. Insbesondere Veränderungen im Bereich der Brust in Form einer Größenzunahme und einem Spannungsgefühl werden sehr häufig beschrieben. In den meisten Fällen verschwinden diese typischen „Brustzeichen“ nach ca. drei Monaten, wenn sich der Körper an die Schwangerschaft gewöhnt hat, ohne dass eine Behandlung nötig gewesen ist.

Schlupf- und Hohlwarzen

Einige Frauen weisen sogenannte Schlupf- oder Hohlwarzen auf, welches bedeutet, dass die Brustwarze nach innen gestülpt vorliegt.
Doch auch mit dieser Besonderheit ist es Frauen problemlos möglich ein Kind zu bekommen und es nach der Geburt mittels Stillen zu ernähren.
Dafür sind lediglich kleine unterstützende Maßnahmen (im letzten Schwangerschaftsdrittel) zu treffen: Die Schwangere sollte täglich zweimal ihre Brustwarze mit den Fingern greifen und sie sanft stimulieren. Erigierte Brustwarzen wölben sich in der Regel von selbst nach außen vor und sind so für den Säugling leicht zu finden. Ein weitere Möglichkeit sind die sogenannten Brustschilder (in der Apotheke erhältlich). Diese werden pro Tag ca. 20 Minuten getragen und bauen einen leichten Unterdruck auf die Brustwarzen auf. Insbesondere in der Stillzeit helfen sie der Mutter ihre Brustwarzen für den Säugling „vorzubreiten“. Neigt eine Schwangere jedoch zur vorzeitigen Wehentätigkeit, so sind Brustschilder nicht geeignet. Durch die Stimulation der Brustwarze wird die Bildung von Oxytocin (Kuschelhormon, welches die Milchsekretion und die Wehentätigkeit am Entbindungstermin fördert) gesteigert, welches zu frühe Wehen auslösen und so in den schlimmsten Fällen zu einer Frühgeburt führen kann.

Pflege

Zur Pflege der empfindlichen Brustwarzen einer Schwangeren gibt es zahlreiche Tipps und Hausmittel. Welches jedoch nicht unterschätzt werden darf, ist die eigenständige Ölsekretion der Montgomery-Drüsen, die den Warzenvorhof umgeben. Bereits zu Beginn der Schwangerschaft beginnen diese zu arbeiten und schützende Öle zu produzieren, die der Brustwarze die nötige Pflege geben. Grundsätzlich sollte dies als Pflege der Brustwarzen in der Schwangerschaft ausreichen.
Treten jedoch starke Beschwerden auf, die eine zusätzliche Behandlung nötig machen, sollten lediglich duftstofffreie, natürliche Produkte verwendet werden.

Abbildung einer Brustwarze

Brustwarze (Mamille)
Papilla mammaria

  1. Milchgang -
    Ductus lactifer
  2. Milchsäckchen -
    Sinus lactifer
  3. Ringmuskel der Brustwarze -
    Musculus sphincter papillae
  4. Vene - Vena
  5. Elastische Sehnen zur Haut -
    Fibrae elasticae
  6. Warzenhof -
    Areola mammae
  7. Warzenhofdrüsen -
    Glandulae areolares
  8. Längsgerichteter Muskelzug
  9. Fettgewebe -
    Corpus adiposum mammae

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Weitere Informationen zum Thema Veränderungen der Brustwarzen in der Schwangerschaft

Eine Übersicht finden Sie unter: Gynäkologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.12.2015 - Letzte Änderung: 10.12.2021