Was ist die beste Therapie für ein Piriformis-Syndrom?

Einleitung

Die akuten Beschwerden des Piriformissyndroms können durch entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente gelindert werden. Bei erstem Auftreten der Beschwerden sollte die sportliche Aktivität sofort unterbrochen und gekühlt werden.

Zusätzlich kann der behandelnde Arzt auch direkt am Piriformismuskel durch gezielte Injektionen eines Lokalanästhetikums und eventuell zusätzlich von Kortison eine rasche temporäre Besserung erzielen. Diese Behandlung lindert die Symptome allerdings nur kurzfristig.

Konservative Therapie beim Piriformis-Syndroms

Konservativ kann das Piriformissyndrom vorallem mit gezielten Übungen aus der Krankengymnastik, wie beispielsweise Dehnübungen behandelt werden. Weiterhin können myofasziale Lockerungsübungen und Massagen, aber auch der Verzicht auf auslösende Reize wie exzessives Laufen und langes Sitzen in unbequemen Positionen die Symptome lindern.

Langfristig wird empfohlen, durch eine Mischung aus Physiotherapie und Massagen die restlichen Muskeln der unteren Rücken- und Gesäßregion so weit zu stärken, dass der Piriformismuskel entlastet wird und nicht mehr den Ischiasnerven reizen kann.

Geschulte Physiotherapeuten können länger bestehende Piriformis-Syndrome durch gezielte Ultraschallwellen behandeln, die die Muskelverspannungen lösen sollen und somit die Reizung des Ischiasnervs verhindern sollen.

Zusätzlich dazu kann auch eine myofasziale Triggerbehandlung durchgeführt werden, bei der der Sack (Faszie), welcher den Muskel umgibt, gezielt stimuliert und dadurch entspannt werden soll, sodass sich auch der innen liegende Muskel weiter entspannt und nicht mehr auf den Ischiasnerv drückt.

In den meisten Fällen sind schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente für die akuten Beschwerden als auch Physiotherapie und spezielle Dehnübungen zur Beseitigung der Ursachen ausreichend, um einem erneuten Auftreten des Piriformissyndroms entgegenzuwirken.

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Physiotherapie beim Piriformis-Syndrom

Die manuelle Therapie oder Physiotherapie ist ein erster Schritt in der erfolgreichen Behandlung des Piriformis-Syndroms. Durchgeführt wird sie von Physiotherapeuten und/ oder Osteopathen. Ziel ist die Dehnung und Lockerung der gesamten Muskulatur im unteren Rücken- und Hüftbereich. Dazu wendet der Physiotherapeut Massagen und Stretchbewegungen an und zeigt seinem Patienten oft auch Dehnübungen für zu Hause, die die kleinen Hüftmuskeln geschmeidig halten sollen.

Triggerpunktbehandlungen sollen punktuelle Verspannungen der Muskulatur finden und diese zum Beispiel durch Druck lösen. Ein Erfolg soll sofort spürbar sein. Allerdings gibt es wissenschaftlich gesehen keine Belege für eine ausreichende Wirksamkeit. Somit muss jeder Patient selbst ausprobieren von welcher Behandlungsform er am meisten profitiert.

Viele weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Physiotherapie bei einem Piriformis-Syndrom

Dehnen beim Piriformis-Syndrom

Zur Vorbeugung und bei bestehendem eines Piriformis-Syndrom ist die Dehnung des Muskels ein wichtiger Bestandteil des Behandlungskonzeptes. Durch langes Sitzen oder Trainieren der Muskulatur verkürzt diese. Durch das Dehnen kann einer Verkürzung entgegengewirkt werden.

Eine hilfreiche Dehnübung läuft folgendermaßen ab:
Man liegt auf dem Rücken auf dem Boden; das betroffene Bein wird in Hüfte und Knie um 90° angewinkelt. Als nächstes wird das gebeugte Bein langsam auf die andere Körperseite bewegt, sodass es über das andere Knie hinaus geht. Es sollte ein leichtes Ziehen im Gesäß des gebeugten Beines zu spüren sein.
Nun kann mit dem Arm und der Hand der anderen Seite zusätzlich noch das Knie weiter herübergezogen werden. Das Dehnungsgefühl sollte nun stärker werden.
In diesem Zustand sollte etwa 30 Sekunden verharrt werden. Danach wird die Übung für die Gegenseite durchgeführt. Insgesamt sollte die Übung für beide Seiten ca. dreimal gemacht werden.

Neben dieser Übung gibt es eine Vielzahl von weiteren Dehnübungen mit denen dem Piriformis-Syndrom entgegengewirkt werden kann. Wichtig ist bei allen Übungen, dass nicht in den Schmerz hineingedehnt wird. Außerdem sollten Personen mit Prothesen in Hüfte und Knie diese Übung nur in Absprache mit einem Arzt oder Therapeuten durchführen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Piriformis - Syndrom Dehnübungen

Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)

TENS steht für transkutane elektrische Nervenstimulation. Über TENS-Elektroden, die auf die Haut aufgeklebt sind, werden kleine Reizströme durch die Haut ins Gewebe und die Muskulatur geleitet, was zu einer Schmerzlinderung führen soll. Beim Piriformis-Syndrom wird die TENS in einigen Fällen erfolgreich als Therapie eingesetzt.
Die Schmerzen werden verringert und der Reizstrom kann helfen den verspannten Muskel zu entspannen. Bei der TENS verspürt der Patient allenfalls ein leichtes Kribbeln.

In manchen Fällen wird diese Therapie auch durch die Krankenkasse erstattet. Dies sollte man vor dem Beginn einer Therapie mit TENS beim Piriformis Syndrom bei seiner Krankenkasse erfragen.

Mehr Informationen dazu finden Sie hier: Elektrotherapie

Kinesio-Tape

Zur Behandlung des Piriformis-Syndroms kann in verschiedenen Techniken mit Kinesio-Tape gearbeitet werden. Neben vorgefertigten sogenannten „Pre-cuts“ kann mit ganz normalem im Handel erhältlichen Kinesio-Tape gearbeitet werden.

Die betroffene Person liegt auf dem Bauch und hat das Knie auf der betroffenen Seite leicht nach außen (wie ein Frosch) angewinkelt, sodass der vordere Beckenknochen frei in der Luft liegt. Ein normaler Streifen Kinesio-Tape etwa 25cm lang wird in zwei gleiche breite Streifen geschnitten bis noch eine ca. 3-4cm lange gemeinsame Basis besteht. Das Trägerpapier wird an dieser Basis durch abknicken entfernt und am restliche Teil des Tapes noch klebengelassen.
Diese Basis wird ohne Zug auf den vorderen Beckenstachel geklebt. Der untere Streifen wird Bogenförmig unter Zug bis auf das Kreuzbein geklebt, wobei der letzte Anteil wieder ohne Zuge geklebt wird. Gleiches wird mit dem oberen Streifen durchgeführt, sodass beide auf dem Kreuzbein überlappen zusammenlaufen.

Eine zweite Methode umfasst einen unter Zug horizontal geklebten Streifen vom Kreuzbein (Os Sacrum) bis zum Trochanter Major (Großer Rollhügel/größerer knöcherner Vorsprung auf dem Hüftkopf). Zusätzlich werden zwei kleinere Tapes unter vollem Zug gekreuzt über den Hauptschmerzpunkt geklebt.

Sollten durch das Tape Schmerzen; Rötungen oder Entzündungszeichen auftreten, dann sollte dieses wieder entfernt werden.

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Akupunktur beim Piriformis-Syndrom

Mit Akupunktur und Akupressur können die Symptome eines Piriformis-Syndrom begleitend behandelt werden.
Die Akupunkturnadeln werden in spezielle Akkupunkturpunkte für die Muskulatur gesetzt. Dadurch lösen sich oft Verkrampfungen in dem Piriformis Muskel und der darunter liegende Nervus Ischiadicus wird nicht mehr oder weniger eingeklemmt. Im Zuge der traditionellen chinesischen Medizin wird oft mit weiteren Heilmitteln zur Verstärkung der Wirkungen gearbeitet.  

Informieren Sie sich auch unter: Akupunktur

Osteopathie beim Piriformis-Syndrom

Durch Blockaden und Fehlstellungen in Becken, Hüfte und dem Bereich der Lendenwirbelsäule kann ein vermehrter Zug auf dem Piriformis Muskel liegen. Dies führt zu Verkrampfungen und Tonuserhöhungen, die entsprechenden Symptome hervorrufen.

Durch Mobilisation, Bearbeitung der Faszien und anderen Techniken kann mit den Mitteln der Osteopathie auch beim Piriformis-Syndrom geholfen werden. Entsprechende Übungen zum Dehnen und Mobilisieren der Gesäßregion können auch zu hause in Eigenregie durchgeführt werden.

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Welche Hausmittel helfen beim Piriformis-Syndrom?

Ein Hausmittel zur Piriformis-Therapie wäre das eigenständige Massieren der Gesäßmuskulatur mit beispielsweise einem Tennis- oder Faszienball.
Dabei setzt man sich leicht auf den Ball und bewegt das Gesäß in kreisenden Bewegungen auf diesem. Dadurch findet eine Bearbeitung und Massage der tiefen Muskelschichten bis zum Musculus Piriformis statt. Dabei werden Triggerpunkte der Muskulatur angesteuert. Dies kann durchaus schmerzhaft sein. Es sollte jedoch auch hier nicht voll in den Schmerz trainiert werden.

Auch die Nutzung einer Faszienrolle kann die Symptome lindern. Zusätzlich hilft, wie oben beschrieben, das regelmäßige Dehnen des Gesäßes um die Schmerzen zu reduzieren.

Erfahren Sie mehr unter: Faszientraining

Homöopathie beim Piriformis-Syndrom

Neben der schulmedizinischen Therapie beim Piriformis Syndrom gibt es auch die Möglichkeit der Therapie mittels Homöopathie. Diese kann unterstützend dabei helfen, die Symptome beim Piriformis Syndrom zu lindern.
In der Homöopathie kommt zum Einsatz z.B. eine Mischung aus Harpagophytum, Ledum, Rhus toxicodendron und Tartarus stibiatus, welche die Inhaltsstoffe der als Bomarthros Harpagophytum Complex erhältlichen Tropfen sind. Sie sollen schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken.
Gegen die Entzündung an sich kann Acidum nitricum oder Echinacea zum Einsatz kommen. Ob Homöopathie tatsächlich hilft, ist wissenschaftlich umstritten, sodass beim Piriformis Syndrom trotzdem eine schulmedizinische Meinung eingeholt werden sollte.

Behandlung mit dem Tennisball

Einigen Patienten hilft die Selbstanwendung einer Tennisballmassage um den verspannten Muskel zu lockern und wieder schmerzfrei zu werden.

Der Gedanke dabei ist, dass durch gezielten Druck auf schmerzende Stellen die Verspannung gelöst wird. Dazu wird der Ball auf einen Stuhl gelegt. Anschließend setzt man sich vorsichtig auf den Ball, bis dieser unter der schmerzenden Stelle zu liegen kommt. Dabei muss nicht das gesamte Körpergewicht eingesetzt werden. Stattdessen sollte so viel Druck ausgeübt werden, dass der Schmerz spürbar, aber gut auszuhalten ist.

Durch leichte rollende Bewegungen beginnt die Massage. Die schmerzende Stelle sollte für eine halbe Minute behandelt werden. Anschließend kann der Ball weiterwandern um auch andere schmerzende Stellen zu massieren. Diese Form der Massage erzielt die besten Ergebnisse, wenn sie mehrmals pro Tag angewandt wird.

Behandlung mit Botox

Botox, oder auch Botulinumtoxin; ist ein Nervengift, das von einem Bakterium namens Clostridium botulinum gebildet wird und eines der tödlichsten Gifte der Welt ist.
In niedriger Konzentration hemmt es die Muskelkontraktion bis zu sechs Monate lang, sodass sich der Muskel in dieser Zeit entspannt.

Somit soll auch der Schmerz, der durch den angespannten Piriformis-Muskel entsteht, verschwinden und Bewegung beziehungsweise Physiotherapie schmerzfrei möglich machen. Krankenkassen übernehmen nicht zwangsläufig die Kosten für eine Behandlung des Muskels mit Botox. In einigen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Muskelinjektion mit Botox Injektionen mit Lokalanästhetika oder Corticosteroiden überlegen ist.

Das Botox wird teilweise in mehreren Sitzungen direkt in den Muskel gespritzt. Meistens geschieht das unter CT-Kontrolle um sicher zu gehen, dass die Nadel den richtigen Muskel trifft. Risiken sind Verletzungen von Nerven und Gefäßen, die Entstehung eines Hämatoms sowie leichte Nebenwirkungen durch das Botox.
Dazu gehören ein allgemeines Krankheitsgefühl und eine vorübergehende Muskelschwäche. Langfristige Nebenwirkungen sind bei korrekter Anwendung nicht bekannt.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: Nebenwirkungen von Botox

Abbildung Musculus piriformis

Musculus piriformis

  1. Birnförmiger Muskel -
    Musculus piriformis
  2. Darmbeinschaufel -
    Ala ossis ilii
  3. Hintere Kreuzbeinlöcher -
    Foramina sacralia posteriora
  4. Kreuzbein -
    Os sacrum
  5. Großer Rollhügel -
    Trochanter major
  6. Kleiner Rollhügel -
    Trochanter minor
  7. Oberschenkelschaft -
    Corpus femoris
  8. Sitzbein -
    Os ischii (Ischium)
  9. Fünfter Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis V

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Operative Therapie beim Piriformis-Syndrom

Zusätzlich dazu kann in Einzelfällen die Symptomatik auch durch eine Operation gebessert werden, besonders dann, wenn der Ischiasnerv durch angeborene anatomische Veränderungen nicht unter dem Piriformismuskel entlangläuft, sondern durch diesen hindurch.

Eine Operation zur Behandlung des Piriformis-Syndrom ist aber trotzdem eher eine Seltenheit. Es gibt Sonderfälle, bei denen der Nervus Ischiadicus nicht unterhalb des Musculus piriformis in die Beine zieht, sondern durch ihn hindurch. Dann sind entsprechende Übungen zum Dehnen und Lockern nicht hilfreich, da der Nerv weiter komprimiert ist. Diese Anomalie tritt bei bis zu 15% aller Menschen auf.

Doch nicht bei allen Personen macht dies Beschwerden. Liegt dieser Zustand vor und die Symptome lassen sich nicht anderweitig beheben, dann kann operativ vorgegangen werden.
In verschiedenen Voruntersuchungen wird der genaue Verlauf des Nervus ischiadicus bestimmt. Bei dem Eingriff selber wird die Sehne des Musculus piriformis durchtrennt.  In den meisten aller Fälle führt dies zu zufriedenstellenden Ergebnissen.

Diese Methode sollte aufgrund der Nähe des Nervus ischiadicus zum Operationsgebietes nur nach Ausschöpfung der konservativen Möglichkeiten genutzt werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.05.2013 - Letzte Änderung: 30.03.2024