Therapie des Bluthochdrucks

Essentielle Hypertonie, Hypertonus, chronische arterielle Blutdruckerhöhung, hypertensive Krise

  • Englisch: arterial hypertension
  • Medizinisch: Arterielle Hypertonie

Diagnose eines Bluthochdrucks

Der Arzt erfragt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten.
Hierbei liegt besonderes Augenmerk auf Vorerkrankungen, wie eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), eine eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) oder eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Diese Erkrankungen bedeuten bei zusätzlich gesteigerten Blutdruckwerten ein erhöhtes Risiko für Organschädigungen.

Außerdem sind Dauer und Höchstwerte bekannt erhöhter Blutdruckwerte von Interesse. Des Weiteren fragt der Arzt nach Medikamenten, die der Patient einnimmt, und die möglicherweise eine blutdrucksteigernde Wirkung haben, wie z.B. Verhütungsmittel (Kontrazeptiva) oder Cortison.
Da Bluthochdruck in Familien gehäuft auftreten kann, erkundigt sich der Arzt auch nach eventuellen Erkrankungen wie Herzinfarkt, erhöhtem Blutdruck, Nierenerkrankungen oder Schlaganfällen in der Familie des Patienten.
Angaben zu den Essgewohnheiten, der Körpergröße und dem Körpergewicht sowie sportlicher Aktivität des Patienten vervollständigen die Krankengeschichte.

Die wichtigste körperliche Untersuchung zur Feststellung eines Bluthochdrucks ist die Blutdruckmessung nach Riva Rocci mit einer Oberarmblutdruckmanschette, die an beiden Armen in sitzender oder liegender Position nach mindestens fünfminütiger Ruhephase durchgeführt wird. Der Arm muss hierfür in Herzhöhe gelagert sein. Ebenso werden im Rahmen der klinischen Untersuchung die Pulse an Armen und Beinen getastet, um eine Gefäßveränderung der Hauptschlagader (Aorta) auszuschließen.

Bei der Blutdruckmessung müssen mindestens zweimal erhöhte Werte festgestellt werden und zwar nach folgendem Schema:

  • Praxismessung: 140/90 mmHg
  • Selbstmessung: 135/85 mmHg
  • 24-Stunden-Messung: Tagesprofil 135/85 mmHg
  • Belastungsmessung (Ergometrie): 200/100 mmHg bei 100 Watt

Der Patient wird außerdem auf das Vorliegen von Folgeschäden hin untersucht, d.h. die Funktion von Herz, Auge und Niere wird abgeklärt. Hierbei kann an apparativen Untersuchungen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung (ambulantes Blutdruck-Monitoring) durchgeführt werden, eine Blutuntersuchung vorgenommen werden, ein Ultraschall der Nieren erfolgen, der Augenhintergrund (Netzhaut) untersucht (Augenhintergunduntersuchung) und ein Urinstatus erhoben werden.

Therapie eines Bluthochdrucks

Ziel der Bluthochdrucktherapie ist es, den Blutdruck zu normalisieren, d.h. auf Werte unter 140/90 mmHg zu senken, und das mit den nebenwirkungsärmsten Mitteln. Für Patienten mit Diabetes mellitus und/oder Nierenerkrankungen ist das Therapieziel unter 130/80 mmHg definiert.
Der Patient sollte regelmäßig seine Blutdruckwerte in selbstständigen Blutdruckmessungen kontrollieren. Der beste Zeitpunkt hierfür liegt zwischen 6.00-9.00 Uhr und 18.00-21.00 Uhr und zwar vor dem Essen und der Medikamenteneinnahme. Eine engmaschige Selbstmessung ist wichtig, um den Therapieerfolg zu kontrollieren. Hierbei liefern Geräte zur Messung am Oberarm genauere Werte als solche für das Handgelenk.
Bei der Messung am Oberarm muss beachtet werden, dass sich die Manschettengröße auf die Blutdruckwerte auswirkt: Wird die Manschettenbreite zu klein gewählt, sind die gemessenen Werte zu hoch; bei einer zu breiten Manschette sind die Werte entsprechend zu gering.

Allgemeine Maßnahmen zur Senkung des erhöhten Blutdrucks sollten von jedem Hochdruckpatienten durchgeführt werden, um niedrigere, im Idealfall normale Blutdruck zu erreichen und somit auch Folgeschäden an inneren Organen zu vermeiden. Hierzu gehören eine Aufklärung des Patienten über die Krankheit und ihren möglichen Folgen sowie die Motivation des Patienten, die antihypertensive Therapie gegen den erhöhten Blutdruck konsequent auszuführen.
Wichtig sind außerdem die Normalisierung des Körpergewichts und, in Bezug auf die Ernährung, eine salzarme Diät mit höchstens 6 Gramm Kochsalz pro Tag und der Verzehr einer mediterranen Kost (d.h. die Verwendung von Olivenöl beim Kochen, der Genuss von überwiegend Obst, Gemüse, Fisch und Salat, aber wenig tierischen Fettes).

Ebenso fördernd für die Blutdrucksenkung sind das Einstellen des Rauchens, der Verzicht auf Koffein und die Reduktion des Alkoholkonsums. Dem Abbau von Stress kommt ebenfalls große Bedeutung zu.

Ausdauersport, wie Nordic walking oder Jogging (mindestens 1 Stunde pro Woche), ist eine sehr wirksame Methode zur Blutdrucksenkung.
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Diese allgemeinen Maßnahmen zur Blutdrucksenkung gelten insbesondere für Patienten mit essentieller Hypertonie. Bei den sekundären Hypertonieformen muss die Ursache der Blutdruckerhöhung, die vom Arzt diagnostiziert und benannt werden kann, ausgeschaltet werden.
Am Beispiel der Nierenarterienstenose (verengte Arterie der Niere) als Grund einer Blutdruckerhöhung wird dies deutlich: Man behandelt den Patienten medikamentös und/oder führt mittels Katheter eine Arterienweitung durch (perkutane transluminale Arteriendialatation). Da die Enge der Arterie, also die  Ursache der Hypertonie, somit beseitigt ist, sinkt der Blutdruck ab.

Die medikamentöse Therapie muss, sowohl bei der primären als bei der sekundären Form des erhöhten Blutdrucks, individuell auf jeden Patienten eingestellt werden und umfasst ein breites Spektrum an Wirkstoffgruppen. In Abhängigkeit vom Befinden des Patienten werden die richtigen Medikamente ausgewählt.

Substanzen der ersten Wahl, also primär eingesetzt werden, sind Thiazide, Betablocker, ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker.

Die Wirkungen der aufgeführten Medikamentenklassen sind im Folgenden kurz beschrieben:

  • Thiazide: Steigerung der Kochsalz- und Wasserausscheidung über die Nieren
  • Betablocker: Herzfrequenzsenkung, Schutz des Herzens vor Katecholaminwirkung
  • ACE-Hemmer: Senkung des peripheren Gefäßwiderstands; TPR mit RR=TPR * HZV
  • Angiotensin-Rezeptorantagonisten: Senkung des peripheren Gefäßwiderstands; s.o.

In der Regel ist diese Therapie eine dauerhafte Therapie über Jahre hinweg; oftmals ist es nötig, sie lebenslang durchzuführen.

Zunächst wird eine sogenannte Monotherapie (Therapie nur mit einem Medikament) begonnen, d.h. der Patient erhält ein einziges Präparat, das nach der Wirkungsweise und den Begleiterkrankungen des Patienten ausgewählt wird. Kommt es innerhalb von ca. 3-4 Monaten zu keiner entscheidenden Senkung des Blutdrucks, kann eine Kombination von zwei Präparaten verschrieben werden. Auch eine Dreierkombination von Medikamenten kann vom Arzt zur Senkung des Blutdrucks angeordnet werden, wenn auch die Einnahme zweier Pharmaka nicht ausreichend ist.

Oftmals treten Mediakentennebenwirkungen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf, die aber meistens nach Erreichen normaler Blutdruckwerte wieder verschwinden.

Natürlich kann der Bluthochdruck auch durch homöopathische Medikamente behandelt werden. Lesen Sie hierzu weiter: Homöopathie bei Bluthochdruck.

Verlauf und Prognose

Ein Blutdruckwert unter 120/80 mm Hg ist ein optimaler Wert. Da sich das Risiko für Herz - Kreislauf - Erkrankungen mit jedem Anstieg um 20/10 mmHg im Vergleich zum optimalen Wert verdoppelt, ist dem Hypertoniker eine gute Blutdruckeinstellung durch allgemeine Maßnahmen und Medikamente dringend zu empfehlen.

Durch spezielle Schulungsprogramme für Patienten mit Bluthochdruck erlernen sie den Umgang mit ihrer Erkrankung und erhalten eine Anleitung für den Einbezug der blutdrucksenkenden Maßnahmen in das alltägliche Leben. Um Organschäden und Komplikationen in Folge des Bluthochdrucks zu vermeiden, sind eine intensive Betreuung durch den Hausarzt und die Motivation des Patienten, die allgemeinen Maßnahmen und die medikamentöse Therapie auch zu befolgen (Compliance), notwendig.

Komplikationen eines Bluthochdrucks

Das Gefäßsystem kann durch die Blutdruckerhöhung Schaden nehmen. Dieser Prozess bleibt vom Patienten lange Zeit unbemerkt, da er keine Symptome verursacht, trotzdem aber langsam und stetig fortschreitet. Viele Patienten mit Blutdruckerhöhung (Hypertoniker) erleiden eine frühzeitige Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
Die Gefäße sind durch den hohen Blutdruck einer Druckerhöhung ausgesetzte und verändern dementsprechend ihre Wandeigenschaften, wobei sich Cholesterin- und Fettpartikel leichter an den Gefäßwänden anlagern können. Durch diese Anlagerungen verengen sich die Gefäße und ihr Durchmesser wird geringer, der Druck, den das Herz zum Pumpen des Blutes durch den Körper aufwenden muss, steigt an. Herz und Blutgefäße sind daher einer erhöhten Druckbelastung ausgesetzt.
Eine Muskelschwäche des linken Herzens (Herzinsuffizienz) und ein Verschluss der Herzkranzgefäße (KHK) mit einem eventuell folgenden Herzinfarkt können ebenfalls als Komplikationen auftreten. Der Herzmuskel wird auf Grund der verengten Herzkranzgefäße, vor allem unter Belastung schlechter durchblutet und es kann eine schmerzhafte Enge in der Brust (Angina pectoris) resultieren. Wird die Durchblutung des Herzens vollständig unterbrochen, erleidet der Patient einen lebensbedrohlichen Herzinfarkt, dessen Vorbote oftmals die eben beschriebenen Schmerzen in der Brust sind.

Die kleinen Gefäße der Niere können durch die Druckbelastung angegriffen werden, so dass die Filterfunktion der Nieren eingeschränkt ist und Eiweiße, die normalerweise nicht in den Urin abfiltriert werden, im Urin nachgewiesen werden können (hypertensive Nephropathie mit Mikroalbuminurie). Dieser Eiweißübertritt in den Urin zeigt eine Beteiligung der Nieren an, welche durch eine entsprechende Medikation zur Blutdrucksenkung ausgeschaltet werden sollte.

Eine Minderdurchblutung des Gehirns kann ebenfalls Folge des Bluthochdrucks sein. Ca. 15% der Hochdruckpatienten erleiden einen tödlichen Schlaganfall (Apoplex). Hierbei ist es möglich, dass der Schlaganfall durch die Blutgefäßverengung und die Minderdurchblutung auftritt oder wegen der Wandveränderungen der Gefäße. Diese können reißen und eine Hirnblutung verursachen.

Besonders bei Diabetikern mit erhöhtem Blutdruck ist eine regelmäßige Untersuchung des Augenhintergrundes (Fundoskopie) wichtig, da auch die Gefäße der Aderhaut, die die Netzhaut des Auges versorgen, durch die Blutdruckerhöhung Veränderungen unterliegen (diabetische Retinopathie). Die Gefäße können einreißen und in die Netzhaut einbluten. Ebenso kann eine Minderdurchblutung des Netzhaut und des Sehnerven auftreten. Beide Komplikationen führen zu einer Verschlechterung des Sehvermögens (Visusminderung).

Eine weitere gefährliche Komplikation der Hypertonie ist die Ausweitung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma), da lebensbedrohliche Blutungen mit hohem Blutverlust auftreten können.

Es ist also notwendig, die Patienten effektiv zu behandeln, um das Auftreten von Komplikationen zu verhindern.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.11.2011 - Letzte Änderung: 12.01.2023