Materialien einer Aufbissschiene

Synonyme

Knirscherschiene, Relaxierungsschiene

Einleitung

Viele Menschen leiden in der heutigen Zeit unter Kiefergelenksproblemen. Was mit einem leichten Knacken ab und zu beim Gähnen beginnt, kann sich mit der Zeit in Schmerzen bei jeder Bewegung wandeln, die einem den Alltag erschweren und einer Lösung bedingen. Die Ursachen dafür können vielfältig sein, meist ist es eine Überbelastung oder dauerhafte Fehlbelastung der Gelenke, ausgelöst durch nicht optimal passenden prothetischen Zahnersatz, falscher Körperhaltung, Unfällen oder Bruxismus. Ein direkt operativer Eingriff am Kiefergelenk wird nur dann durchgeführt, wenn er nicht weiter zu vermeiden ist. Alternative und weniger invasive Mittel sind die erste Wahl. Mit die am häufigsten eingesetzte Methode, ist die sogenannte Aufbissschiene. Diese eher unscheinbar wirkende, aus Kunststoff bestehende Schiene, soll eine gesunde und optimale Okklusion ermöglichen und eine Überbelastung der Zähne durch Bruxismus vermeiden. Doch in Zeiten steigender Allergien ist interessant zu erfahren, aus welchem Material eine solche Schiene gefertigt wird und welche Risiken sich damit vielleicht ergeben.

Nutzen der Schiene

Unter Bruxismus leiden sehr viele Menschen, viele bemerken es eine lange Zeit nicht, denn oft kommt es nur im Schlaf zum typischen Zähneknirschen und starken Aufeinanderpressen. Erst nach einer längeren Zeit zeigen sich die ersten Auswirkungen. Abrasionen an den Zähnen, Kieferschmerzen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen und Kiefergelenksschmerzen machen sich bemerkbar. Durch eine Knirscherschiene soll diesen Symptomen früh entgegen gewirkt werden und eine weitere Fehlbelastung verhindert werden. Die Schienen werden meist aus Kunststoff gefertigt und werden entweder für den Oberkiefer oder Unterkiefer angefertigt, obwohl sie meist für den Unterkiefer sind. Nachts vor dem Schlafen gehen, wird sie auf die Zahnreihe gesetzt, manchmal muss sie auch am Tag getragen werden. Dadurch haben die Zähne in der Nacht keinen direkten Kontakt mehr miteinander und das Bruxen wird verhindert, sodass sich die Zähne, die Muskeln und das Gelenk erholen können. Die Kraft wird auf die Schiene umgelenkt.

Material

Es gibt verschiedene Materialien, die für eine Aufbissschiene in Frage kommen. Bei der Auswahl des richtigen Materials, müssen einige Kriterien beachtet werden. So sollte sie bei dem Patienten keine Allergien hervorrufen und unkompliziert zu reinigen sein. Der Tragekomfort sollte so angenehm wie möglich sein, da es ungewohnt ist, eine solche Schiene im Mund zu tragen, deswegen ist es besser, je weniger sie spannt und nicht bemerkt wird. Dabei sollte sie auch längere Zeit halten, sich nicht unschön verfärben und neutral schmecken, da das den Patienten irritieren und verunsichern könnte. Auch für den herstellenden Zahntechniker ist es wichtig, dass die Schiene angenehm für den Patienten gestaltet wird, es keine Reklamationen gibt und die Herstellung möglichst unkompliziert abläuft, wobei auch keine Allergien hervorgerufen werden. Des Weiteren hat er die Schiene so zu gestalten, dass sie bei dem Termin zur Einsetzung unproblematische eingegliedert werden kann, wenn nötig leicht nachbearbeitet werden kann und keine Schäden anrichtet. Als Material stehen, nach der Beachtung der eben erwähnten Voraussetzungen, folgende Materialien zur Auswahl: Heiß- und Kaltpolymerisate, Tiefziehfolien oder lichthärtende Kunststoffe.

Bei den Schienen, die mithilfe von Tiefziehfolien hergestellt werden, kann man von einer eher einfachen Aufbissschiene sprechen, die den Bruxismus in der Nacht verhindert, aber keinen therapeutischen Wert bei starken Kiefergelenksproblemen besitzt. Die Wiederherstellung eines funktionellen Bisses ist nicht möglich. Sie sind transparent und sehr leicht, deswegen kommen sie als Knirscherschienen häufig zum Einsatz und sind dort bewährt. Unterscheiden muss man von dieser Schiene eine Bleachingschiene, die aus weicherem Kunststoff besteht und für ein anderes Einsatzgebiet zur Verfügung steht. Über das Gipsmodell wird eine ca. 1mm dicke PMMA- Folie unter Vakuum gezogen. Dies übernimmt ein spezielles Tiefziehgerät. PMMA ist die Abkürzung für Polymethylmethacrylat, auch Plexiglas genannt, was ein transparenter und thermoplastischer Kunststoff ist. Es entsteht ein Rohling, der vom Zahntechniker ausgeschnitten und beschliffen wird, bis er optimal und störungsfrei auf den Kiefer des Patienten passt. Heiß- und Kaltpolymerisate werden auch zur Herstellung von Prothesen verwendet, sind aber bei Knirscheschienen eher seltener anzutreffen, da sie eine große Schrumpfung aufweisen, meist künstlich riechen und schmecken und auch noch nach dem Einsetzen weiter Monomere an den Körper abgeben, was Allergien hervorrufen kann und ungesund ist. Der Restmonomergehalt ist bei Heißpolymerisaten geringer als bei Kaltpolymerisaten, aber die Herstellung dauert etwas länger. Bei beiden werden zwei Komponenten miteinander vermischt. MMA (Flüssigkeit) und ein PMMA (Pulver), die dann eine chemische Reaktion miteinander eingehen, bei denen es zu Kettenverlängerungen und Vernetzungen kommt, ehe am Schluss von einem Inhibitor die Reaktion abgebrochen wird. Bei Heißpolymerisaten wird der Vorgang durch die Zufuhr von Wärme in Gang gesetzt, bei Kaltpolymerisaten durch einen chemischen Zusatz (zum Beispiel Dimethylparatoluidin). Bei lichthärtenden Kunststoffen wird durch die Zufuhr von Licht die Polymerisationsreaktion ausgelöst. Als Katalysator können solche Kunststoffe unter anderem Camperchinon enthalten.

Häufig kann man auch wählen, ob man lieber eine härtere oder eine weichere Schiene bevorzugt. Eine weichere wird häufig als weniger störend empfunden, wird aber weniger als Aufbissschiene eingesetzt, da das Material schneller nachgibt. Besonders wenn die Schiene auch zur Behandlung von Kiefergelenksbeschwerden eingesetzt wird, ist eine harte, der weichen vorzuziehen. Nach mehrmaligem Tragen in der Nacht, gewöhnt man sich an die Schiene und wird sie nach der Eingewöhnungszeit nicht mehr als störend empfinden. Besonders, wenn man merkt, dass Muskelverspannungen besser werden und die Symptome, die der Bruxismus bedingt, verschwinden, trägt man sie gleich noch viel lieber.

Risiken

Die in der Dentalmedizin verwendeten Kunststoffe haben sich mit der Zeit immer weiterentwickelt und sind heutzutage schon wesentlich besser verträglich als noch vor ein paar Jahren. Jedoch bleibt, besonders bei Heiß-und Kaltpolymerisaten, ein Rest Monomergehalt in der fertigen Prothese oder auch Aufbissschiene zurück, welcher mit der Zeit an den Organismus des Trägers abgegeben werden kann und möglicherweise Unverträglichkeiten verursacht, was jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich ist und in wenigen Fällen vorkommt. Der Restmonomergehalt pendelt sich so zwischen 0,4 und 4 % ein. Auch für den Zahntechniker, der permanent mit auch noch nicht ausgehärteten Materialien in Verbindung kommt, stellt dies eine arbeitsbedingte Belastung dar.

Zusammenfassung

Aufbissschienen stellen eine gute Wahl dar, um die Symptome, die durch den Bruxismus bedingt werden, zu therapieren und den Patienten vor größeren Schäden zu schützen. Dies setzt aber bei der Knirscherschiene eine gute Materialeigenschaft voraus, sodass sie lange Zeit und unschädlich im Mund des Patienten verweilen kann. Dem Zahntechniker ergeben sich einige Möglichkeiten, um eine solche Schiene umzusetzen, wobei das Verfahren per Tiefziehfolie das am meisten eingesetzte wird. Nach nachträglichem Einschleifen vom Zahnarzt, ist die so gefertigte Aufbissschiene ein guter Schutz gegen nächtlichen Zahnabrieb.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.04.2015 - Letzte Änderung: 07.12.2022