Was ist ein Wehentropf?

Definition - Was ist ein Wehentropf?

Bei einem Wehentropf handelt es sich um eine Infusion, die den Wirkstoff Oxytocin enthält. Diese Infusion wird in der Geburtshilfe zur medikamentösen Einleitung der Geburt eingesetzt.
Das bedeutet, dass mithilfe dieses Oxytocins Wehen ausgelöst werden. Dadurch soll bei einer Terminüberschreitung eine Spontangeburt noch ermöglicht werden.

Oxytocin ist ein Hormon, dass natürlicherweise im menschlichen Körper gebildet wird. Es führt während und nach der Geburt zu einer Kontraktion der Muskulatur der Gebärmutter und fördert dadurch die Wehentätigkeit. Weiterhin stärkt Oxytocin auch die Mutter-Kind-Bindung und fördert die Milchsekretion aus der Brust. Der Name Oxytocin kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „leicht gebärend“.

Wer braucht einen Wehentropf?

Der sogenannte Wehentropf wird zur medikamentösen Einleitung der Geburt eingesetzt.

Schwangere Frauen, die den Geburtstermin überschritten haben, erhalten einen Wehentropf, um die Geburt voranzutreiben. Der errechnete Geburtstermin wird häufig überschritten und dies stellt an sich auch kein Problem dar. Von einer Übertragung spricht man in der Geburtshilfe nach Vollendung der 42. Schwangerschaftswoche.

Bei einer starken Überschreitung jedoch, muss die Geburt medikamentös eingeleitet werden. Die Oxytocin-Infusion, beziehungsweise der Wehentropf, hat sich dabei als Standardmethode der Geburtseinleitung bei reifem Muttermund etabliert.

Erfahren Sie alles rund um das Thema: Wehen auslösen

Wie wirkt ein Wehentropf?

Der Wirkstoff des Wehentropfs ist ein Hormon, welches in einem speziellen Teil des Gehirns, nämlich im Hypothalamus, natürlicherweise gebildet wird. Bei diesem Hormon handelt es sich um Oxytocin.

Oxytocin übernimmt verschiedene Funktionen im menschlichen Organismus. Unter anderem fördert es zwischenmenschliche Bindungen, weshalb es häufig auch als das „Kuschelhormon“ bezeichnet wird.
Während und nach der Geburt übernimmt Oxytocin wichtige Aufgaben. Es fördert die Kontraktion der Gebärmutter und führt dadurch zu Wehen. Bei einer Wehenschwäche können so die Wehen verstärkt und die Geburt vorangetrieben werden.
Weiterhin bewirkt Oxytocin, dass nach der Geburt der Mutterkuchen ausgeschieden und die postpartale, also nachgeburtliche, Blutung gestoppt wird.

Nach Anwendung eines Wehentropfes treten Wehen meist innerhalb weniger Stunden ein.

Dieses Thema könnte Sie außerdem interessieren: Oxytocinmangel

Was sind die Risiken eines Wehentropfs?

Der Wehentropf wird nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt, sodass etwaigen Komplikationen oder Nebenwirkungen kompetent begegnet werden kann. Bei richtiger Dosierung und guter Überwachung ist ein Wehentropf sehr gut verträglich.

Es kann jedoch in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen.

Lesen Sie ebenfalls unseren Artikel: Wehen einleiten - Wann, wie und was sind die Risiken?

Nebenwirkungen bei Überdosierung des Wehentropfs

Bei einer Überdosierung kann es zu einer Uterusüberstimulation kommen.
Die Folge können zu starke Wehen, Atmungsbeeinträchtigungen des Neugeborenen oder gar ein Durchbruch der Gebärmutter sein.

Bei einer zu schnellen Verabreichung des Medikaments kann es weiterhin, insbesondere bei Vorerkrankungen am Herzen, zu einem schlagartigen Abfall des Blutdrucks (Hypotonie) und einer Minderdurchblutung der Herzmuskulatur (Myokardischämie) kommen.

Weitere Informationen hierzu: Komplikationen unter der Geburt

Häufigere Nebenwirkungen des Wehentropfs

Zu den häufigeren Nebenwirkungen eines Wehentropfs gehören

  • Kopfschmerzen
  • Tachykardie (zu schneller Herzschlag)
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Dieses Thema könnte Sie außerdem interessieren: Herzrasen in der Schwangerschaft

Seltene Nebenwirkungen des Wehentropfs

Sehr selten wurde von folgenden Reaktionen auf den Wehentropf berichtet:

  • Gerinnungsstörung mit der Folge von Thrombosen und Embolien
  • Allergischen Reaktionen
  • Verminderte Wasserausscheidung der Niere und eine damit einhergehende Wasservergiftung (kann zum Hirnödem führen) 

Lesen Sie ebenfalls unser Thema: Akutes Nierenversagen

Was sind die Alternativen zu einem Wehentropf?

Der Wehentropf hat sich als medizinischer Standard in der medikamentösen Einleitung der Geburt etabliert. Der Wehentropf kann jedoch nur bei bereits reifem Muttermund eingesetzt werden.

Bei noch geschlossenem Muttermund können sogenannte Prostaglandine zur Geburtseinleitung eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Botenstoffe, die an verschiedenen Rezeptoren – also Bindestellen – im Körper wirken. Unter anderem wirken Prostaglandine auch am Gebärmutterhals.
Dort können sie direkt in Form von einem Gel aufgebracht werden. Auch eine Applikation in Form von Vaginaltabletten oder Pessaren ist möglich. Prostaglandine bewirken, dass sich der Muttermund öffnet. Weiterhin können Prostaglandine die Wehen einleiten.
Eine mögliche Nebenwirkung bei der Verwendung von Prostaglandinen ist ebenfalls die Überstimulation der Gebärmutter, die mit einer erhöhten Herzfrequenz des Fetus und sogenanntem fetalen Stress einhergehen kann. Bei richtiger Dosierung und ärztlicher Überwachung kann das Risiko für eine solche Komplikation jedoch reduziert werden.
In Studien konnte im Übrigen gezeigt werden, dass die Rate an Spontangeburten innerhalb von 24 Stunden nach der Verwendung der Prostaglandine erheblich gesteigert werden konnte, wohingegen die Rate an Kaiserschnitten gesenkt wurde.  

Erfahren Sie mehr zu den Alternativen:

Wie lang dauert es vom Start des Wehentropfs bis zur Geburt?

Der Wehentropf muss kontinuierlich verabreicht werden. Das bedeutet, dass eine stabile Konzentration des Wirkstoffs Oxytocin im Körper erreicht werden muss.
Daher läuft die Infusion mit einer relativ langsamen Geschwindigkeit über mehrere Stunden ein. Die Geschwindigkeit und Dauer der Verabreichung unterscheidet sich jedoch auch je nach Dosis des Tropfes. Diese wird an die bestehende Wehentätigkeit, die stets mit dem CTG überwacht wird, angepasst.
So kann es auch gut sein, dass bereits nach 2 Stunden ausreichend Wehen vorhanden sind und die Geburt eintritt.
Eine Geschwindigkeit von circa 2 ml pro Minute sollte jedoch nicht überschritten werden. Bei einer Gesamtmenge von ungefähr 500 ml der Infusion ergibt sich dadurch eine ungefähre Dauer von 250 Minuten oder 4 Stunden und 10 Minuten.

Bei einer zu schnellen Einlaufgeschwindigkeit kann es zu erheblichen Nebenwirkungen kommen, weshalb ausreichend Zeit sehr wichtig für die Gabe des Wehentropfs ist.

Nach der Gabe des Wehentropfes treten Wehen meist innerhalb weniger Stunden ein. Dies kann sich jedoch von Frau zu Frau unterscheiden. Innerhalb von 3 bis 4 Stunden sind bei vielen Frauen jedoch Wehen zu erwarten. 
Die Geburt selbst dauert dann meist noch einmal etwa eine Stunde. In manchen Fällen kann es jedoch auch sein, dass nach einer gesamten Infusion immer noch keine ausreichende Wehentätigkeit im CTG zu verzeichnen ist. In so einem Fall wird der Versuch der Geburtseinleitung abgebrochen. Er kann am nächsten Tag wiederholt werden.                                        

Sind bei der Verwendung eines Wehentropfs Schmerzen zu erwarten?

Die Schmerzen bei der Geburt unterscheiden sich von Frau zu Frau. Dabei gibt es verschiedene Faktoren, die den Schmerz bei der Geburt verstärken können.
So scheint beispielsweise laut Forschungsergebnissen starkes Übergewicht den Schmerz bei der Geburt zu verstärken.
Auch psychische Faktoren, wie eine ängstliche oder gestresste Erwartungshaltung, können den Schmerz bei der Geburt weiter verstärken.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Schmerz während der Geburt als sehr individuell erlebt wird. Daher kann man nicht allgemein eine Vorhersage treffen, wie stark oder schwach die zu erwartenden Schmerzen sein werden. Dies ist auch bei der Verwendung eines Wehentropfes nicht möglich. Der Wehentropf kann zwar zu einer mitunter sehr starken und daher auch schmerzhaften Wehentätigkeit führen, dies muss jedoch nicht der Fall sein.
Weiterhin kann man nicht sagen, wie stark der Schmerz im Endeffekt von der Schwangeren empfunden wird, da dies stark von der eigenen Schmerztoleranz abhängt.

Der Schmerz bei der Verwendung eines Wehentropfes muss daher nicht stärker sein, als der Wehenschmerz ohne Tropf es sein würde.

Lesen Sie hierzu unsere Artikel:

Wehentropf nach Kaiserschnitt

Auch nach einem Kaiserschnitt kann ein Wehentropf eingesetzt werden. Dies mag zunächst missverständlich klingen, erklärt sich jedoch recht einfach.

Der Wehentropf fördert die Kontraktion, also die Bewegung, der Gebärmutter. Nachdem das Kind bei einem Kaiserschnitt aus der Gebärmutter geholt wurde und der Mutterkuchen entfernt wurde, muss die Gebärmutter sich zusammenziehen und bewegen, damit die Blutung gestoppt wird.
Dies kann mithilfe eines Wehentropfes unterstützt werden. In der richtigen Dosierung hilft Oxytocin hier, die nachgeburtliche Blutung zu stoppen.

Vor allem bei Frauen mit einer bekannten Wehenschwäche, bei denen bereits mehrere Kaiserschnitte erfolgt sind oder nach Geburt eines sehr großen Kindes (Makrosomie) ist dieses Vorgehen sinnvoll.

Erhalten Sie nähere Informationen zum Thema: Kaiserschnitt

Autor: Dr. med. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.10.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021