Schmerzen der Milz

Lokalisation

Schmerzen der Milz sind meist im linken Oberbauch in Höhe des Bauchnabels lokalisiert. Es kann aber auch zu einer Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterbauch unter den Bauchnabel oder sogar in die linke Schulter kommen. Ausstrahlende Milzschmerzen kommen in der Regel bei kolikartigen Milzschmerzen vor. Bei Koliken handelt es sich um wellenförmige starke Schmerzen, die oft als wehenartig beschrieben werden.

Schmerzqualität/intensität

Die Schmerzen in der Milz werden häufig als stechend beschrieben, mit mehr oder weniger starker Intensität. Dabei können die Schmerzen kontinuierlich da sein, wiederkehren oder plötzlich auftreten.

Ursachen

Die Ursachen von Milzschmerzen sind vielfältig. Es kann sich um folgende Ursachen handeln:

Hierbei handelt es sich konkret um eine Entzündung der Milzkapsel.

  • Milzinfarkt:

Bei einem Milzinfarkt kommt es zu einem Verschluss eines oder mehreren Milzgefäßen, was zur Unterversorgung dieses Milzareals führt. Bei Milzinfarkt kann es zu ausstrahlenden Schmerzen in die Leiste kommen.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Der Milzinfarkt.

Milzriss

Durch einen Unfall oder durch Stürze kann es zu einem Riss in der Milz kommen. Dabei unterscheidet man einen einzeitigen von einem zweizeitigen Milzriss. Bei einem einzeitigen Milzriss kommt es zu einer gleichzeitigen Verletzung von Milzkapsel und Milzgewebe, sodass es direkt zu einer Einblutung in die Bauchhöhle kommt. Bei einem zweizeitigen Milzriss kommt es erst zu einer Verletzung des Milzgewebes und erst später zu einem Kapselriss mit Einblutung in die Bauchhöhle. Die Milzruptur kann sehr gefährlich werden, da es schnell zu einem starken Blutverlust durch innere Blutungen kommen kann, daher geht es vor allem darum die Blutung so schnell wie möglich zu Stillen. Zudem muss man die Milz teilweise oder komplett entfernen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Milzriss

Bei vergrößerter Milz in Kombination mit Milzschmerzen kommen folgende Ursachen in Frage:

  • Infektionen:

Als Infektionen mit enormer Milzschwellung ist vor allem die Malaria Erkrankung zu nennen. Jedoch kommt es auch bei einer EBV (Epstein-Barr Infektion, auch Pfeifferisches Drüsenfieber genannt), HIV-Infektion, Röteln, Toxoplasmose (eine häufige Parasitenerkrankung, welche durch Katzen und deren Kot übertragen wird), und bakterielle Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) zu einer Milzschwellung und Schmerzen.

  • Milztumor oder Milzschwellung:

Auch durch Milzvergrößerung oder Schwellung kommt es zu Schmerzen, da die vergrößerte Milz gegen ihre Kapsel und umgebende Organe und Strukturen drückt.

  • Stoffwechselerkrankungen:

Zu den Stoffwechselerkrankungen zählen auch verschiedene Speicherkrankungen, welche durch Störungen von Enzymen, Mutationen oder anderen Fehlern im Stoffwechselkreislauf entstehen.

  • Blutzellkrebs:

Dieser kann von verschiedenen Blutzellen ausgehen. Bei bösartigen Erkrankungen der weißen Blutzellen handelt es sich um ein Lymphom oder um eine akut auftretende Veränderung der Blutzellen mit vielen unreifen Zellen: der Leukämie. Bei dem Lymphom handelt es sich in der Regel oft um eine chronische langandauernde Erkrankung der weißen Blutzellen. Blutzellkrebs wird durch ein Blutbild, Probeentnahmen und Knochenmarksuntersuchungen entdeckt.

  • Stauungsvorgänge in der Milz:

Stauungsvorgänge in die Milz können vor allem durch Pfortaderhochdruck ausgelöst werden. Bei einem Pfortaderhochdruck handelt es sich um einen Bluthochdruck in der hauptzuführenden Vene in die Leber, welche Blut aus Gedärmen, Bauchspeicheldrüse und Magen weitertransportiert. Durch den Blutrückstau kann es zum Rückstau bis ins Milzsystem kommen und somit zu einer Schwellung der Milz.

  • rheumatische Erkrankungen:

Hierbei kann es insbesondere bei juveniler rheumatoider Arthritis (eine Gelenkentzündungserkrankung, die vor allem im Jugendalter auftritt) zu Milzvergrößerung und Schmerzen kommen.

  • Krebserkrankungen:

Dabei kann es sich um Tochtergeschwüre (Metastasen in der Milz), Blutzellkrebs s.o. handeln.

  • seltene Erkrankungen:

Auch eine seltene Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes kann ursächlich sein. Daneben gibt es auch Erkrankungen der roten Blutkörperchen wie Sichelzellanämie oder Thalassämie.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Geschwollene Milz

Symptome

Bei Milzschmerzen treten die Beschwerden in der Regel im linken Oberbauch auf. Dort liegt die Milz, die von den Rippen bedeckt wird. Die Symptome können jedoch auch ausstrahlen und im linken Unterbauch oder bis in die linke Schulter ziehen. Je nachdem, durch welche Ursache die Schmerzen ausgelöst werden, können sie sich auf verschiedene Art und Weise äußern. Bei einem Milzinfarkt oder einem Milzriss treten die Schmerzen plötzlich auf und sind meistens stechend. Bei Infektionskrankheiten, bei denen die Milz mit betroffen ist, können sich die Schmerzen über einen längeren Zeitraum anbahnen und sich als Druckgefühl aufgrund einer Milzvergrößerung äußern, oder aber auch stark und stechend sein.

Weitere Symptome

Diagnose

Die Diagnose der Erkrankung bei Milzschmerz beginnt zunächst durch die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet dabei unter den linken Rippenbogen, wobei der Patient gleichzeitig gebeten wird einzuatmen. Vorher tastet der Arzt von unten nach oben die Bauchregion ab. Eine Vergrößerung liegt vor wenn die Milz mindestens beim Einatmen deutlich tastbar ist. Es folgt meist eine Ultraschalluntersuchung, eine Blutbilduntersuchung, gegebenenfalls, wenn ein Verdacht auf einen Milzriss besteht auch eine Computertomografie.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ultraschall des Bauches

Andere Einflüsse

Milzschmerzen können in bestimmten Situationen vermehrt auftreten. Diese lassen sich dann aufgrund der anderen/äußeren Einflüsse erklären.

Milzschmerzen beim Husten

Treten im Zusammenhang mit Husten linksseitige Schmerzen auf, die im Bereich des Rippenbogens lokalisiert sind, so kann die Milz dafür verantwortlich sein. Darüber hinaus sollte jedoch an eine Erkrankung der Lunge, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung oder an eine Entzündung des Rippenfells gedacht werden. Denn auch diese können linksseitige Schmerzen verursachen und kommen sehr viel häufiger als Ursachen in Betracht.

Ist die Milz der Auslöser für die Schmerzen, so geht dies in der Regel mit einer Vergrößerung des Organs einher. Verschiedene Ursachen kommen für eine Milzvergrößerung und hustenabhängige Schmerzen in Betracht. Hierzu zählen vor allem Infektionen wie Pfeiffrisches Drüsenfieber oder Tuberkulose. Bei Infektionen treten in der Regel Begleitsymptome auf, die hinweisend auf die jeweilige Grunderkrankung sind. Aber auch eine Blutarmut kann eine vergrößerte Milz zur Folge haben, die beim Husten auf die umliegenden Organe drückt und Schmerzen verursacht.

Zu sehr starken Schmerzen beim Husten kann ein Milzinfarkt führen, also der Verschluss eines Blutgefäßes, das die Milz versorgt. Dadurch ist die Nährstoffversorgung der Milz unterbrochen und nach einiger Zeit beginnt das Organ abzusterben. Auch ein Riss der Milz, eine Milzruptur, verursacht heftige akute Schmerzen. Ursächlich hierfür sind meistens Unfälle mit starker Krafteinwirkung auf den linken Oberbauch.

Milzschmerzen nach dem Essen

Oberbauchschmerzen im Bereich der Milz, die vor allem nach dem Essen auftreten, sind in den meisten Fällen nicht auf die Milz zurückzuführen, sondern auf andere Organe. Die Schmerzen strahlen dann in den Bereich, in dem die Milz lokalisiert ist, aus.

Die häufigste Ursache dafür ist die Magenschleimhaut, die entweder entzündet sein, oder ein Geschwür aufweisen kann. Durch den Verzehr von Speisen wird im Magen verstärkt Magensäure gebildet, die für die Verdauung wichtig ist. Diese reizt die Schleimhaut, sodass die Schmerzen nach dem Essen verstärkt auftreten. Aber auch die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kann die Ursache für linksseitige Oberbauchschmerzen nach dem Essen sein. Da auch diese eine wichtige Rolle bei der Verdauung spielt, sind auch hier die Schmerzen nahrungsabhängig. Da vor allem das Schwanzteil der Bauchspeicheldrüse sehr nah an der Milz liegt, können die Schmerzen nicht genau zugeordnet werden. Auch ein Übergreifen einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse auf die Milz ist möglich und kann hier zu starken Schmerzen führen. Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die den Schwanzbereich betrifft, oder bei einem dort lokalisierten Tumor, kann es notwendig sein, neben dem betroffenen Teil der Bauchspeicheldrüse auch die Milz zu entfernen.

Milzschmerzen nach Alkohol

Ein übermäßiger Alkoholkonsum hat viele negative Auswirkungen auf den Körper. Neben der Schädigung der Leber ist auch die Milz davon betroffen. Dies ist in den meisten Fällen eine Folge der Leberschäden. Durch regelmäßigen Alkoholkonsum kann es zu einem Umbau der Leberstruktur kommen, sodass sich eine Leberzirrhose entwickelt. Das Blut, welches von den Bauchorganen zurück zum Herzen strömt, durchfließt zunächst die Leber. Dies ist bei einer Leberzirrhose jedoch nicht oder nur eingeschränkt möglich, sodass es zu einem Rückstau kommt. Das Blut staut sich zurück zur Milz und die Blutkörperchen werden dort vermehrt abgebaut. Da die normale Funktion der Milz damit überschritten wird, vergrößert sich diese als Folge des Alkoholkonsums. Eine vergrößerte Milz drückt auf die umliegenden Organe und kann dadurch zu Schmerzen führen.

Milzschmerzen während der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft werden alle Organe des Bauchraums durch das heranwachsende Kind verdrängt und ändern ihre Lage. Besonders zum Ende der Schwangerschaft können die Organe des Oberbauchs, wie zum Beispiel die Milz, zunehmend nach oben gedrängt und komprimiert werden. Durch diesen zusätzlichen Druck kann es zu Schmerzen kommen. Besonders, wenn eine vergrößerte Milz vorliegt, kann dies Schmerzen der Milz verursachen. Durch die Bewegung des ungeborenen Kindes und durch tiefes Atmen oder Husten können diese Schmerzen zusätzlich verstärkt werden. In den meisten Fällen sind diese Milzschmerzen harmlos, wenn sie länger bestehen oder sehr stark sind, sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, um eventuelle schwerwiegende Ursachen ausschließen beziehungsweise frühzeitig erkennen zu können. Hierzu sind in der Regel Ultraschalluntersuchungen notwendig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.10.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023