Erkrankungen der ableitenden Tränenwege

1. Entzündung der Tränendrüse

Entzündungen der Tränendrüse als Variante einer Erkrankung der ableitenden Tränenwege (Dakryoadenitis) können in die akute und die chronische Form unterteilt werden.

Symptome:

Auf der betroffenen Seite sind Schwellung, Rötung und Schmerzen im seitlichen Augenbrauenbereich auffällig.

Ursachen:

Eine lokale Infektion, die auch die Tränendrüse befällt, kommt genauso als Ursache einer Entzündung der Tränendrüse in Betracht wie eine systematische Erkrankung.

Therapie:

Oft reicht eine Therapie mit systemischen Antibiotika aus, jedoch kann manchmal auch eine chirurgische Eröffnung der entzündeten Stelle notwendig sein.

Komplikationen:

Eine Ausbreitung der Entzündung in den Bereich der Augenhöhle sein ist möglich, aber tritt nur selten auf.

2. Tränendrüsentumore

Symptome:

Tumore der Tränendrüse als Erkrankung der ableitenden Tränenwege sind selten und fallen oft erstmals durch eine nicht schmerzhafte Schwellung im Bereich der Tränendrüse (seitlicher Augenbrauenbereich) auf.

Prognose:

Die Tumore im Bereich der Tränendrüse können gutartig oder aber bösartig sein. Mit zunehmendem Wachstum können sie den Augapfel verdrängen, sodass die Augenbeweglichkeit gestört wird oder es zu Schädigungen im Bereich des Sehnervs kommt. Außerdem können Veränderungen am Augenhintergrund entstehen (z.B. Netzhautfalten, Netzhautblutungen, Aderhautschwellung).

Therapie:

Tumoren der Tränendrüse werden chirurgisch entfernt und dann histologisch untersucht. Je nach histologischem Befund ist anschließend das weitere Vorgehen zu planen.

Ableitende Tränenwege

Tränen fließen im Bereich des inneren Lidwinkels über das obere und untere Tränenpünktchen in die Tränenkanälchen ab. Diese beiden Tränenkanälchen des Ober- und Unterlids enden über einen gemeinsamen Tränenkanal schließlich im Tränensack. Der Tränennasengang verbindet Tränensack und Nase. Vor der Mündung des Tränennasengangs in die Nase liegt im Bereich der Nasenmuschel die sogenannte Hasner-Klappe.

3. Entzündungen des Tränensacks

Synonym

Dakryozystitis [siehe Extra-Artikel „Entzündung des Tränensacks]

4. Verengungen (Stenosen) im Bereich der ableitenden Tränenwege

Ursache

Durch eine Entzündung, Vernarbungen oder, wenn auch selten, durch eine systemische Erkrankung kann eine Verengung der Tränenpünktchen (Puncta lacrimalia) entstehen.

Therapie:

Durch eine Dilatation (Erweiterung) des Tränenpünktchens kann oft ein Abfließen der Tränen wiederhergestellt werden.

Mehr hierzu: Tränenkanalstenose

Verschiedene OP-Techniken bei Tränenabfluss-Störungen

Wenn Abflußstörungen als Erkrankung der ableitenden Tränenwege im Bereich der Tränenkanälchen, des Tränensacks oder des Tränennasengangs bestehen, kann eine Tränenwegsoperation erforderlich werden.
Hierzu gibt es verschiedene Operationstechniken, mit denen der Abfluss der Tränen wiederhergestellt werden kann.

1. Dakryozystorhinostomie (nach Toti):

Gerade bei Verengungen (Stenosen) im Bereich des Tränennasengangs zeigt die Dakryorhinostomie nach Toti sehr gute Ergebnisse.

Ablauf der OP:
Blutverdünnende/ gerinnungshemmende Medikamente müssen vor der Operation abgesetzt werden. In Vollnarkose wird dann die Dakryozystorhinostomie durchgeführt. Sie sorgt für einen neuen Abflussweg der Tränen in die Nase. Damit dieser Weg direkt nach der Operation offen gehalten wird, legt man einen Silikonschlauch ein. Dieser darf nach etwa 3 Monaten entfernt werden, da dann der Heilungsprozess soweit abgeschlossen ist, dass eine Verwachsungsgefahr gering ist.

Wenn der Schlauch vorzeitig verrutscht oder verloren geht, besteht meistens keine akute Gefährdung des OP-Ergebnisses. Trotzdem sollte der Patient sich zügig bei einem Augenarzt vorstellen. Nach der Operation besteht ein striktes Schneuzverbot, um einen Verlust oder eine vorzeitige Verlagerung des Schlauches zu verhindern.

2. Operation nach Lester-Jones:

Wenn die Stenose im Bereich der Tränenkanälchen (Canaliculus communis) liegt, ist zusätzlich ein kleines Röhrchen notwendig, das implantiert wird.

3. Sondierung der Tränenwege:

Die sogenannte Hasnerklappe sitzt am Ende der Tränenwege vor der Mündung in die Nasenhöhle und schließt diese ab. Gewöhnlich öffnet sich die Hasnerklappe kurz bevor das Kind geboren wird. Besteht bei einem Neugeborenen eine verspätete Öffnung, so kann dies beim Kind zu Tränenträufeln oder wiederkehrenden Entzündungen führen.

In über 90% dieser Fälle öffnet sich die Hasnerklappe im Verlauf spontan bis zum 1. Lebensjahr. Durch Massagen im Bereich des Tränensacks kann der Abfluss gefördert und die Öffnung der Hasnerklappe unterstützt werden.
Wenn sich keine spontane Öffnung der Hasnerklappe zeigt, wird eine Sondierung der Tränenwege notwendig.
Durch Einführen einer Tränenwegssonde wird dabei die Hasnerklappe mechanisch geöffnet. Nach dieser minimal-invasiven Operation ist die lokale Gabe von abschwellenden und entzündungshemmenden Augentropfen notwendig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.02.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023